271 es so organisirt, wie cs jetzt ist. Der von der Stadt dahin führende Weg ist äusserst anmuthig. Man wandelt auf einer guten Strasse, im Schatten hochstämmiger Bäume, durch deren Gelaube hie und da eine goldfarbene Orange schimmert, so dass man im Lande zu sein vermeint, »wo hoch der Ceder, grün die Myrthe steht«. Ja die Natur trägt hier ganz dasselbe Kleid wie das Land der Reize, Lust und üppigen Fülle. Die Lüfte wehen so lau und so lind wrie dort, und die Sterne funkeln so helle wie dort in der heitern Sommer- und Winternacht. Auf halbem Wege steht eine kleine Kirche, von der man eine unbeschreiblich schöne Umsicht hat. Gegen Süden fällt der Blick zuerst auf die Halbinsel Lustizza, auf welcher Porto Kose liegt, und darüber hinaus auf das hohe Meer, das endlos sich aushreitet; gegen Norden und Osten erblickt man die himmelanstrebenden Grenzberge. Ach! die Alpen sind schön, wo sie sein mögen, in der Schweiz, im Altai, im Taurus und in den Kordilleren. Ueberall wird der sterbliche Mensch gleich mächtig bei ihrem Anblick ergriffen. Lange stand ich da versenkt in stille Betrachtung der Wunderwerke der Natur; meine Begleiter, weniger empfänglich für derlei grossartige Scenerien, waren mir längst nach Megline vorausgeeilt, denn ich konnte mich nicht trennen von diesem einzigen Punkte, auf dem ich wahrscheinlich nie wieder stehen werde. Der Anblick einer südlichen Landschaft hat etwas ganz Eigenes. Der blaue heitere Himmel, die mildere reinere Luft, gibt dem Gemälde eine gewisse Weichheit und Zartheit, welche man in nordischen Regionen vermisst. Im sommerlichen Schmucke aber gefallen mir unsere deutschen Gauen besser. Wo findet man im südlichen Italien das frische, herrliche Grün in allen seinen Schätzungen auf den Wiesen, die herrlichen Baumgruppen, die majestätischen Eichen? Unsere Tannen- und Buchenwälder mit ihrem erquickenden Schatten und Kühlung? Es vergeht kein Sommer, wo mich nicht die Sehnsucht nach der geliebten Heimat erfasst, wo ich mich nicht zuriickschnte in die kühlen Thäler der Enns und der Traun, in die stille Waldeinsamkeit des Ulrichsbrunnen bei Gratz, wo ich mich einst so froh und glücklich fühlte — uud dann möchte ich mit Pli«teil aus übervollem Herzen ausrufen: Wo lindest du die deutschen Töne? Wo findest du die deutschen Kranen'! Um sich im heissen Sommer in Dalmatien zu erfrischen und zu erquicken, gibt es kein anderes .Mittel als Sorbetli (Gefrornes) zu schlürfen, oder im Meere herum zu schwimmen. Die Nächte geben keinen Ersatz für die Schwüle des Tages und sind oft peinlicher als der Tag selbst, wenn z. B. das Schlafgemach gegen die Mittagseite gelegen ist, oder die Fenster in einen Hofraum gehen, wo eine Cisterne oder Wein-