158 II. ZARA. priester und stellte ihn als Repräsentanten des alten Priesterthums, in welchem eine Ahnung der christlichen Kirche gelegen ist, der neuen Kirche gegenüber. Auch wird der alte Simeon, der erst stirbt, nachdem er den Herrn gesehen, dem Moses gegenübergestellt, der ebenfalls erst stirbt, nachdem er das gelobte Land gesehen.98) Nach dem apokryphen Evangelium Nikodemi war es Simeon, der, bald nach jener Scene sterbend, zuerst im Hades die Geburt des Herrn verkündet hat. Wir geben vorerst eine kurze Beschreibung der Vorstellungen, welche sich auf dieser Area befinden. Die Area selbst, die in der Weise der Sarkophage einen vierseitigen Unterbau und einen pultartigen Deckel hat, zerfällt in fünf Theile, und zwar einen vorderen Theil, einen rückwärtigen, die beiden Schmalseiten und die Innenseite. 1. Die vordere Seite zerfällt in drei Felder nach der Längenrichtung der Area. In dem mittleren Felde ist die Darstellung im Tempel angebracht. Simeon hält das Kind auf dem Altartische, hinter ihm steht die Prophetin Anna, eine Tochter Phanuel’s aus dem Geschlecht Asser, ihm gegenüber Maria und Josef mit den zwei Tauben, welche die Aermeren als Opfer im Tempel darzubringen gewohnt waren. Auf der anderen Seite ist die wunderbare Auffindung des Leichnams und auf der dritten folgende Scene aus der Geschichte Zaras dargestellt: In dem Frieden, der im Jahre 1357 zwischen dem König Ludwig von Ungarn und den Venetianern abgeschlossen wurde, blieb Dalmatien dem König Ludwig. In dem Friedensinstrumente, das am 25. Februar 1 358 ausgefertigt wurde, versprach König Ludwig den Einwohnern von Zara die Bestätigung der Privilegien, die Wiederherstellung der Gerichtsbarkeit über Pago und die Schleifung des Castells. Die Uebergabe dieses Actes ist nun auf dem dritten Bilde dargestellt. Auf der gleichseitigen Langseite des Pultdaches liegt der Prophet, mit dem Nimbus um den Kopf, in einem weiten Mantel in lebens-grosser Gestalt aus Silber getrieben. 2. Auf der rückwärtigen Langseite, welche wir auf (Taf. XII) unseren Lesern mittheilen, finden wir wieder auf 9B) Siehe Menzel: „Christliche Symbolik”, Bd. II, S. 269.