VI. SPALATO. 3o5 Lebenszwecken, die sie verfolgen, richtet sich ihr Sinn wenig oder gar nicht auf die Gegenstände des classischen oder mittelalterlichen Alterthumes. — Und trotzdem sind die meisten Denkmäler gerade in Händen der Geistlichkeit und kein Stand wäre so sehr in der Lage, etwas Durchgreifendes für die Erhaltung derselben zu thun, als eben die Geistlichen. Drittens. Ist wohl ein weiterer Grund des geringen Interesses in dem Zustande der mittleren und höheren Volksbildung zu suchen. Die Gymnasien waren vor ihrer Regeneration durch Minister Graf Leo Thun blos Vorbereitungen für Brotstudien, für ernstere wissenschaftliche Zwecke hatten sie die Jugend nicht heranzubilden; die Lehrer selbst waren nicht vorbereitet für ihren wissenschaftlichen Beruf, sie waren nicht Fachlehrer, sondern blos Classenlehrer. Sie brachten daher nicht jene gelehrte Vorbildung mit, wie diese für die wissenschaftlichen Zwecke eines Gymnasiums nothwendig ist. Gegenwärtig allerdings wird dies besser werden und ist theilweise auch schon geworden, seitdem die Gymnasiallehrer in Seminarien wissenschaftlich gebildet und das System der Fachlehrer speciell eingeführt worden ist. In Ländern, wie Dalmatien, wo die Elemente zu einer Landes-Hochschule fehlen, müssen die Gymnasien als die eigentlichen wissenschaftlichen Mittelpunkte des Landes betrachtet werden; an diese müssen jene Männer berufen werden, welche vorkommendenfalls im Stande sind, Inschriften zu lesen und zu interpretiren, und welche dafür sorgen, dass diese Monumente nicht aus Unkenntniss der Zerstörung preisgegeben werden. Viertens endlich ist als eine besondere Ursache des Zerstörens und des Verschwindens der Inschriften der schändliche Schacher mit Monumenten aller Art, schriftlichen und steinernen Urkunden, Gemälden und Bildhauerwerken zu betrachten, der jetzt überall herrscht. Auf diese Weise ist auch aus Dalmatien in den letzten Jahrzehnten eine grosse Reihe von Denkmälern in die ganze Welt verschleppt worden. Wenn wir nun nach Schilderung der Zustände der dalmatinischen Denkmäler und speciell der Inschriften nach den Mitteln fragen, die anzuwenden wären, um den verschiedenen schädlichen Einflüssen entgegenzutreten, so ergeben sich dieselben dem einfachen Betrachter aus den eben angeführten v. Eitelberger, KunsthUtor. Schriften. IV.