Vll. RAGUSA. 3 1 I einer alten Civilisation und findet sich von der Cultur angezogen, die ihm hier entgegenkommt und die man im übrigen Dalmatien oft vermisst. Diesen Gegensatz fühlt auch der einheimische Ragusaner; er nennt sich daher auch nicht Dalmatiner, sondern Ragusaner und würde es fast für eine Beleidigung halten, wenn man ihn als Dalmatiner betrachten würde; er rechnet sich nur in politisch-administrativer Hinsicht zu Dalmatien. Ragusa gehört, wie Venedig, der Vergangenheit an, da beide Städte in mehrfacher Richtung ihre Selbstständigkeit eingebüsst haben. Beide Städte liegen ausserhalb der Strömungen der modernen Cultur und des modernen Weltverkehres. Erst jetzt, wo das Hinterland eine grössere Bedeutung gewonnen hat und der Seeverkehr in Folge der jüngsten politischen Strömungen auf der Balkanhalbinsel im Steigen begriffen ist, kann sich Ragusa wieder heben. Der Reichthum und die Schifffahrt Ragusas haben aber einen schweren Stoss in den ersten Jahrzehnten unseres Jahrhunderts durch die Franzosen erhalten, und die Flagge des heil. Blasius ist wohl für immer von dem Meere verschwunden. Ragusa gibt noch immer ein lebhaftes Bild einer wohlhabenden, rationell befestigten Stadt des siebzehnten Jahrhunderts. Ragusa war schon im Anfänge des dreizehnten Jahrhunderts eine Handelsmacht zweiten Ranges. Sie hat sich später noch reicher entwickelt. Mehrere Umstände begünstigten Ragusa. Ihre aristokratische Verfassung legte das Schwergewicht in den gebildeten, culturfähigen Theil der Bevölkerung. Mit dem Hinterlande hatte Ragusa einen regen Verkehr. Der Grosshandel mit der Bulgarei lag in den Händen der Ragusaner, welche die stammverwandten Bulgaren als willkommene Gäste behandelten.144) Mit den Osmanen wussten sich die Ragusaner gut abzufinden. Die Päpste begünstigten die Ragusaner, da ihre Hauptkirchen katholisch waren. In Adrianopel und Constan-tinopel hatten sie ihre eigenen Kirchen, nach der Hauptkirche von Ragusa, Marienkirchen. Ihre Handelsschiffe befuhren das Mittelmeer und das schwarze Meer und später auch den atlantischen Ocean. Im Mittelmeere und schwarzen Meere hatten sie 1<4) Siehe Miklosich, Monumenta Serbica, Vienna i858. Miklosich und Müller, acta graeci, Thomas und Tafel in den Sitzungsberichten der Wiener Akademie, 1831.