I. ARBE. 79 tüchtig, wenn auch, wie die Art Bartolommeo Vivarini’s überhaupt, etwas trocken in Farbe und hart in der Zeichnung. Ein ganz eigentümlicher Kirchenbau, der in den frühesten Zeiten den Benedictinern gehörte, später, und zwar in der Zeit Bischof Gregor’s II., auf den Orden des heiligen Franciscus überging und heutzutage eine vollständige Ruine im eigentlichsten Sinne des Wortes ist, ist die Kirche San Giovanni Battista (Taf. V—-VI). Ich bin leider nicht im Stande gewesen, geschichtliche Anhaltspunkte zu finden, um die Zeit des ersten Baues mit Sicherheit feststellen zu können, denn die Inschriften, die heutzutage noch erhalten sind und die sämmtlich erst aus dem fünfzehnten Jahrhundert stammen, sind offenbar viel später, als der ganze Bau selbst, der mehr in das elfte und zwölfte Jahrhundert zurückweist. Die Kirche S. Giovanni ist eine drei-schiffige Säulen-Basilica, mit einer eigenthümlichen Anlage des Chores und Chorumganges (Taf. VI, Fig. i). Die Kirche hat mit Einschluss des Chores eine lichte Weite von beinahe 16 Klafter und eine Breite von fast 7 Klafter. Das Verhältniss der Breite des Seiten- zum Mittelschiffe ist wie 1 :2, die Säulenweite zwischen den Arcaden ist gleich der Breite des Seitenschiffes, so zwar also, dass die Kirche im Ganzen eine ausserordentlich regelmässige Anlage hat, und bei ihr jene Zahlenverhältnisse Vorkommen, die bereits in der altchristlichen Basilica beobachtet worden sind. Die Arcaden bewegen sich in gestelzten Bögen, die Säulen selbst sind schlank und dünn, auf den Capitälen ruhen als Träger der Bögen Kämpfer, wodurch der hohe luftige Raum noch deutlicher hervortritt, die Bildung der Capitäle mit einem eigenthümlichen Blatt-Ornament, wie sie Taf. VI, Figur 2 und 3 zeigen, ist charakteristisch für die Geschmacksrichtung in jenen Ländern, denn solche Capitäle kommen nicht blos in dieser Kirche, sondern auch im Dome und in der Basilica des Klosters San Pietro in Valle vor. Wie erwähnt, ist das Innere der Kirche gegenwärtig vollständig Ruine, die Balken der Holzdecke sind geborsten und der Fussboden mit Schutt überdeckt. Nichtsdestoweniger kommen einige Gegenstände vor, welche unsere Aufmerksamkeit beanspruchen. Das Interessanteste sind jedenfalls die Bruchstücke des alten Mosaikbodens, der, aus rohen weissen, gelben und