VI. SPALATO. 289 aus; er hebt mit der linken hoch den kleinen, runden Schild, in der rechten Hand hält er eine lange Lanze. An seiner linken Seite hängt das kurze, römische Kriegsschwert. Er ist ganz bekleidet, der weite Mantel, über der rechten Schulter durch eine Fibula zusammengehalten, fliegt auf und begleitet die bewegte Hand des Königs. Hinter ihm steht sein Schildträger. Die beiden Rosse, welche die Biga ziehen, springen hoch auf, denn unter ihren Füssen bewegen sich schon die Wellen des Meeres. Eine kleine, allegorische Figur, mit einem Ruder in der linken Hand, repräsentirt die Gottheit des Meeres. Sie hebt gewissermassen warnend die rechte Hand auf, denn neben ihr vollzieht sich der Untergang des pharaonischen Heeres in den zusammenschlagenden Meereswellen. Mehrere Reiter und Wägen stürzen über einander oder versuchen den Wogen zu entkommen. Einer von diesen Kriegern ist mit einem auffallend schönen Costüme bekleidet. Das Vorkommen der Wagen in dem Zuge Pharao’s kann Niemanden überraschen. Die Streitwagen spielen überhaupt in der Kriegskunst der Aegypter eine grosse Rolle, ganz besonders aber in diesem Zuge Pharao’s. Er nahm sechshundert auserlesene Wagen, mit ihren Wagenkämpfern, den sogenannten Schalischim,H1) mit. Ueber diesen bewegten Figuren nimmt sich die darauf folgende Gruppe der Israeliten in ihrer Ruhe und ihrem Ernste sehr schön aus. Sie ist der kleinere Theil des Sarkophages, aber jedenfalls der interessantere. Die Charakteristik des hebräischen Stammes ist in der Physiognomie nicht zu verkennen: aber sie ist nicht übertrieben und carikirt, sondern in dem Geiste der Mässigung dargestellt, durch welche sich die älteste christliche Kunst auszeichnet. Sämmtliche Israeliten sind ohne Kopfbedeckung. Die erste, in ganzer Figur dargestellte Gestalt ist ohne Zweifel Moses. Er hat den Act der Vernichtung des pharaonischen Heeres vollzogen, wendet sich demselben zu, den Stab in der rechten Hand hat er nach vollzogenem Werke gesenkt. Die linke Hand hält den Ueberwurf der Toga in bezeichnender Weise. Denn es wird dadurch die Energie des 1