322 Vit. RAGUSA. In diesem Gebäude versammelten sich zur Zeit der Selbstständigkeit Ragusas der grosse und der kleine Rath und der Senat der Stadt. Der Rector (rettore, kne2) wohnte in demselben. Er trug einen rothen Mantel, rothe Schuhe und Strümpfe — die rothe Farbe kam wohl von Byzanz her zu ihrer Bezeichnung der höheren Gewalt — und eine schwarze Sammtbinde (otolone) auf der linken Seite der Toga. Er ging nie ohne Gefolge aus und war immer begleitet von Räthen, Secretären, dem Kanzler, 24 rothgekleideten Zduris und einer Musikbande. Der grosse Rath (consiglio maggiore, viliko viece) bestand aus allen Edelleuten, die über das achtzehnte Jahr alt waren, nicht wegen Mangel an Verstand oder schlechter Aufführung ausgestossen und in den Spiegel der Stadt eingetragen waren. Der kleine Rath (consiglio minore, malo viece) bestand früher aus zehn, später aus sieben Räthen, welche nur ein Jahr im Amte blieben und von denen der Jüngste Vorstand der Polizei war. Der Senat (Pregato) bestand aus den älteren, über 40 Jahre alten Mitgliedern des grossen Rathes und versammelte sich anfänglich viermal, später zweimal in der Woche. Die Senatsbeschlüsse wurden dem grossen Rathe vorgelegt und erhielten dann Gesetzeskraft. Eine der Haupteinkünfte Ragusas war die Dogana und das Salzmonopol und begreiflicherweise ist daher die Dogana auch ein sehr stattliches Gebäude. Sie wurde im Jahre i520 vollendet und führte den Namen Sponza. Das Aeussere zeigt ein Gebäude mit einer Vorhalle im Renaissancestyle und mit grossen Fenstern im venetianischen Style (Taf. XXV, Fig. 3). In der Nische des zweiten Stockwerkes steht die Statue des Protectors der Republik, des heil. Blasius. Die Vorhalle mit Arcaden und vollen Kreisbogen bildet allerdings einen ungelösten Gegensatz zu dem in venetianischen Formen gehaltenen ersten Stockwerke und den eigenthümlichen Stirnziegeln am Giebel des Daches, doch macht das Ganze einen viel ansprechenderen Eindruck, als viele correcte, aber langweilige Bauten aus späterer Zeit. Eine wahre Zierde hingegen bildet der Hofraum. Derselbe bildet ein regelmässiges Parallelogramm von 11 Klafter Länge und 6 Klafter Breite (Fig. 94), er ist im Parterregeschosse und im ersten Stockwerke mit Arcaden versehen, die im Parterregeschosse