244 VI. SPALATO. seit Langem der Aufmerksamkeit der österreichischen Kunstfreunde mehr entzogen, als es im Interesse der Sache selbst zu wünschen ist. Insbesondere an der Seite gegen das Meer zu hat er seine kolossalen Formen fast gänzlich verloren. Eine grosse Reihe von kleinen Häusern ist dort in höchst geschmackloser Weise aufgeführt worden. Die kolossalen Magazine liegen unter dem Schutte der Jahrhunderte begraben. Die Ruinen des alten Salona haben unsere Alterthumsforscher durch einige Zeit hindurch fast ausschliesslich beschäftigt. Und sicher ist dieses alte Salona, obwohl eine spätrömische Stadt, eine sehr interessante Erscheinung unter den römischen Denkmälern des österreichischen Kaiserstaates, aber seiner ganzen Anlage nach nicht zu vergleichen mit der inneren Bedeutung, der Würde und der Majestät des Diocletianischen Palastes, welche trotz der deutlichen Anzeichen einer im Verfalle sich befindenden Architektur für jeden Beschauer hervortritt. Die Pracht dieses Palastes ist nicht blos unserer Zeit, die den fremdartigen Gebäuden einer alten Welt gegenüber vielleicht etwas befangen ist, und in seinem Urtheile durch die Bedeutung des Monumentes eben dieses Gefühl mit einfliessen lässt, aufgefallen, sondern auch einem Schriftsteller wie Con-stantinus Porphyrogenetus, der im zehnten Jahrhundert der christlichen Zeitrechnung auf dem Throne des byzantinischen Reiches, in der Residenzstadt eines prachtvollen und luxuriösen Hofes gelebt hat und sicher kein Neuling war solchen Monumenten gegenüber, wie es die in Spalato sind. Und trotzdem gibt dieser kaiserliche Schriftsteller in seinem Werke „de administrando imperio” von dem Palaste einen Bericht, der keinen Zweifel übrig lässt, dass er denselben für ein ungewöhnlich bedeutendes Bauwerk gehalten habe. Constantinus Porphyrogenetus spricht an zwei Orten von dem Diocletianischen Palaste und Spalato. Einmal gleich am Anfänge der Capitel, welche Dalmatien behandeln und dann später bei der Beschreibung der einzelnen Orte. An der ersteren Stelle128) erzählt er von der Liebe Diocletian’s zu Dalmatien, von der durch ihn erfolgten Gründung von römischen Königen daselbst, und von dem Baue der Stadt „Aspalathon” und der Paläste, die er I2,J L. c. c. 29, p. 126, 137 ed. Bonn.