3oo VI. SPALATO. Impuls zur Erbauung der Stadt Spalato, welche Schöpfung durch die Herstellung der Wasserleitung von der Jadro-Quelle dahin lebensfähig wurde. ln einer Mächtigkeit von 13 Kubikmeter per Secunde bei Mittelwasser, was einer Ergiebigkeit von 1,100.000 Kubikmeter per Tag entspricht, entströmen die eiskalten Fluthen der Jadro-Quelle einer Schlucht des Karstgebirges, treiben unmittelbar am Ursprung eine Mühle und schaukeln bereits in ihrem unteren Laufe, dessen Länge bis zum Meere kaum 4 Kilometer beträgt, die Dalmatiner Küstenfahrer auf ihrem Rücken, welche den Mühlen am unteren Jadro Getreide zuführen. Unmittelbar an dieser Quelle begann das von Diocletian erbaute Gerinne, durchdrang Berge mittelst Stollen, übersetzte Schluchten in kühnen Aquäducten und soll direct bis in Diodetian’s Palast, in einer Länge von 11 Kilometer geführt haben. Der Wasserspiegel der Quelle, circa 33 Meter über dem Meere, ist jetzt o-5 Meter unter der Sohle des Gerinnes beim Einlauf, ein Beweis, dass sich im Laufe der Jahre derselbe durch Auswaschungen gesenkt hat oder dass schon früher eine Stauung der Quelle stattfand, die mittlerweile zerstört wurde. Es ist deshalb behufs Wiederbenützung des alten Gerinnes eine neuerliche Stauung der Quelle erforderlich. Das Gerinne lässt sich bis nahe der Stadt, wo mit einer Sohlenhöhe von circa 18 Meter über dem Meere ein Sammelbassin von 600 Kubikmeter projectirt ist, auf eine Länge von 8800 Meter von der Quelle aus mit einigen Unterbrechungen verfolgen, und hat ein durchschnittliches Gefälle von i‘5°/ooi zwischen op6 und 3%,, wechselnd. Der Querschnitt des Gerinnes, mit Kreisgewölben im Scheitel und in der Sohle, ist bei r6 Meter Höhe und 075 Meter Breite reichlich 1 Quadratmeter. Bis zum Jahre 641 n. Chr., um welche Zeit Salona, Spalato und mit diesen Städten die Wasserleitung ein Opfer der Zerstörung durch die Avaren ward, diente die Leitung zur Speisung der Stadt und gleichzeitig zur Berieselung der Felder und Gärten des ganzen Districtes, welche dieselbe durchzieht, indem in ganz unregelmässigen Entfernungen zahlreiche viereckige Schächte vom Scheitelgewölbe aus bis zu Tage aufgemauert sind und der Vermuthung Raum geben, dass dieselben nicht nur wegen der Luftcirculation aufgeführt wurden, sondern auch zum Wasserschöpfen dienten. Ein solcher Schacht, und zwar gerade auf der höchsten Kuppe eines durchfahrenen Bergrückens, ist mit Stiegen umgeben, woraus vielleicht der Schluss erlaubt ist, dass auf dieser Bergkuppe ein Palast oder eine Befestigung stand, wenn derselbe nicht etwa als Förderschacht während des Baues diente. Nach den im Gerinne vorfindlichen Ablagerungen aüs den Sedimenten des Wassers, welche bis etwas über den Anlauf des Sohlengewölbes reichen, müssen zu jener Zeit in 24 Stunden mindestens i5.ooo Kubikmeter durch das Gerinne geflossen sein. Von den wieder zur Benützung vorgesehenen 8800 Meter Gerinne liegen circa 2700 Meter unterirdisch und sind in grösseren Tiefen als Stollen getrieben, in den minderen Tiefen als eingewölbte und wieder verschüttete