264 VI. SPALATO. ein deutliches Bild der Thurmanlage, des Treppenhauses, der unteren Thurmhalle und der ersten Etage. Was zuerst bei der Thurmhalle auffällt, ist das Abweichende des Planschemas von den gewöhnlichen Campanilen der romanischen Stylperioden. Denn diese haben in der Regel ein regelmässiges Viereck als Grundriss, dessen Mauern auf allen vier Seiten kräftig genug, meistens überkräftig angelegt sind, um die Last des Thurmbaues zu tragen. Was den Architekten des Thurmes bewogen haben mag, den Thurm gerade an dieser Stelle anzulegen und von dem regelmässigen Vierecke des romanischen Planschemas abzugehen, mag wohl Folgendes sein: 1. Fand derselbe den kolossalen Bau des Stiegenhauses vor, wodurch er nicht blos die kostspielige Fundamentirung ersparte, sondern auch das Aufführen eines Oberbaues bis zur Höhe der Säulenhalle um den Tempel. 2. Nachdem er einmal entschlossen war, den Bau an dieser Stelle aufzuführen, war die Rücksicht auf das Portal der Kirche eine so mächtige gewesen, dass sie ihn von selbst auf den Gedanken des Hallenbaues leiten musste, wie er gegenwärtig vorhanden ist. Nichtsdestoweniger aber scheint es mir, dass der Architekt bei der Thurmanlage auch antike Motive vorfand, welche ihn in seinem Gedanken bestärkten. Welcher Art diese gewesen sein mögen, darüber natürlich sind Vermuthungen gänzlich unstatthaft, da bestimmtere Anhaltspunkte zu einer Formulirung derselben fehlen. Geht man durch das Treppenhaus in die erste Etage, so kommt man in einen ganz regelmässig gebauten Raum, welcher mit Gewölben überdeckt ist, die, ähnlich den Gewölben des Unterbaues, durch eine stark vorspringende Quergurte verstärkt sind. Diese beiden Theile des Thurmbaues, der Unterbau und das erste Stockwerk, gehören einer und derselben Zeit an; doch sieht man deutlich, dass an diesem Unterbau in einer späteren Zeit eine Verstärkung nothwendig wurde. Dieser aus einer späteren Zeit herstammende Verstärkungsbau mit Halbsäulen und gothischen Blattornamenten ist in den romanischen Bogen so eingefügt, dass an der Facade des Unterbaues scheinbar spitz-bogige Linien hervortreten. Diese sind aber in Wahrheit nichts Anderes, als die natürlichen Consequenzen des eingefügten