IV. DOM VON SEBENICO. Kuppel bezeichnend, dass ihr dasselbe Problem zu Grunde liegt, das Brunelleschi in vollendeten Formen in S. Maria del Fiore in Florenz gelost hat. Ueber diesen Künstler haben wir mehrere gleichzeitige Nachrichten. Die von Farlati unvollständig gebrachte Inschrift an der Seitenfacade lautet vollständig folgendermassen: TEMPLA TIBI CVRE PRESVL VENERANDE GEORGI SISGORIDE STIRPIS CLARO DE SANGVINE NATE. VRBS A FANTINO REGITVR PROCOMSVLE DIGNO. PISAVRE PROLIS, VENETVM DOMINANTE SENATV. CVM PARS ISTA DOMVS DOMINI PRIMORDIA SVMPSIT. MILLE QVATER CENTVM DOMINI LABENTIBVS ANNIS QVADRAGINTA TRIBVS. MICHAEL DVM PROTEGIT VRBEM ARMIGER EIVSDEM REGIS QVOQVE JANITOR ALMVS. HOC OPVS CVVARVM FECIT MAGISTER GEORGIVS MATHAEI DALMATICVS. Die Kirche wurde zu Ehren des Erzengels Michael (der ältere Titel der Kirche war S. Jacob) errichtet. Der Bischof Georg Sis-gorides, aus der Familie Pesaro, starb 1453. Der venetianische Comes regierte Sebenico namens des venetianischen Senates. Die Kirche selbst zeigt keinen reinen Baustyl, sondern deutlich die Verbindung gothischer Elemente mit denen der Renaissance. Die vorherrschende Richtung ist die der letzteren. Die Kirche ist dreischiffig, mit schmalen Seitenschiffen, Emporen, einem breiten Hauptschiffe, einem sehr gering ausgebildeten Kreuzschiffe. Ueber der Vierung ist eine der Renaissance schon vollkommen angehörige Kuppel angebracht. Die Kirche hat drei Absiden — die mittlere tritt stärker hervor — Absiden, die in ihrem Grundrisse und polygonen Abschlüsse ganz noch auf der Basis der mittelalterlichen Baukunst stehen, in der Auflösung und Ornamentik die Renaissance zeigen. Die Facaden sind theilweise überladen mit Ornamenten, glänzend in den gewöhnlichen Blattornamenten, minder tüchtig und auffallend unausgebildet im Figuralen, ein Gemisch von Gothik und Renaissance. Erstere tritt mehr an der Haupt-facade, letztere entschieden an den Seitenfacaden hervor.