3o HISTORISCHE EINLEITUNG. In der belebtesten Vorstadt Ragusas steht heutzutage die griechische Kirche und das Wohnhaus des russischen Consuls, und die griechischen Popen wandeln durch die Strassen der Stadt und verkehren ohne alle Gêne, wie ich häufig bemerkt habe, mit der katholischen Geistlichkeit auf das allerfreundlichste, ohne dass Kirche und Geistlichkeit dadurch in Gefahr gekommen wären, und wenn vielleicht in Ragusa der katholischen Kirche eine Gefahr droht, so ist dies nicht durch äussere Angriffe, sondern durch die inneren Zustände der katholischen Kirche Ragusas. Aber trotzdem liegt etwas Wahres in den Betrachtungen des Dominicanermönches, welche an die Kaiserin Maria Theresia adressirt waren, und Niemand, der Dalmatien beobachtet hat, wird sich nach der Lectüre dieses Berichtes des Eindruckes erwehren können, dass Remedelli richtig beobachtet hat. Die Verbindung zwischen der griechischen Kirche und der russischen Diplomatie im Oriente ist eine notorische Thatsache, und die Feindseligkeiten derselben gegen die katholische Kirche, welche seit Jahrhunderten vorhanden sind, haben sich in der gegenwärtigen Zeit nur gesteigert, da die Nerven der Kirchenfürsten auf der einen und anderen Seite gereizter, ihre Prätensionen grösser geworden sind. Ob in Dalmatien die Verkettung der russischen Politik mit den Interessen der griechischen Kirche, und in welchem Umfange sie vorhanden ist, ob sie erzielt ist durch das Einwirken einer literarischen oder politischen Propaganda, dies zu beurtheilen bin ich nicht im Stande. Nach den Erfahrungen, die ich gemacht habe, glaube ich, dass sich die grosse Mehrheit der griechischen Bevölkerung und der griechischen Geistlichkeit Russland gegenüber passiv verhält, und dass, wenn die russische Propaganda irgendwo geebnete Wege findet, sie diese, wenn nicht einzig und allein, doch vorzüglich den Massnahmen der Regierung verdankt. Wohin sollte sich die griechische Bevölkerung sonst als nach St. Petersburg wenden, wenn sie in Wien für ihre Wünsche und Bedürfnisse kein Gehör und eine Regierung fand, die allen akatholischen Confessionen Krieg machte ? Es ist allerdings nicht zu leugnen, dass die grossen Erfolge der russischen Politik im Oriente einen grossen Zauber auf die griechisch-slavische Bevölke-