HISTORISCHE EINLEITUNG. 5 Leopold Ranke und Kallay, aufgezeichnet ist, uns am klarsten vorliegt. Die Serben sind unter den südslavischen Volksstämmen das politisch strebsamste. Sie stehen in Dalmatien und Ungarn unter der Habsburgischen Dynastie. Die Versuche, sie zu magyarisiren, werden scheitern, sie zu germanisiren hat die Österreichische Regierung nie versucht. Die Einführung der deutschen Sprache als Lehrgegenstand in den Mittelschulen und höheren Schulen hat immer nur einen culturellen Zweck gehabt, sowie die Serbocroaten mit jener Sprache und der Literatur jener Sprache vertrauter zu machen, welche die Familiensprache des Hauses Habsburg von jeher war und immer bleiben wird, und welche auch als Staatssprache des Reiches von allen einsichtigen Vertretern dieser slavischen Stämme willig anerkannt wird. Was heute die Serben, die Croaten und die Dalmatiner sorgsam hüten, ist ihr Glaubensbekenntniss, mögen sie nun Griechen oder Katholiken sein. Der kostbarste Schatz, den sie sich aus den Zeiten des Türkenjoches bewahrt haben, ist ihr christliches Glaubensbekenntniss. Dass sie die Magyaren, welche zu allen Zeiten die Alliirten der Mohamedaner und der Türken gewesen sind, als die eigentlichen Nationalfeinde ihres Stammes ansehen, ist zweifellos. Seitdem an der Spitze des ungarischen Ministeriums nur Magyaren stehen und sich mit jenen Adelsgeschlechtern in politische Verbindung gesetzt haben, welche die Traditionen der Emerich Tököly, Stefan Bäthory, Johann Zäpolya und Meszäros in’s politische Leben einzuführen geneigt scheinen, steigert sich die Abneigung der Serbocroaten gegen das magyarische Element in Ungarn. Gegen diese Abneigung helfen keine diplomatischen Künste und keine Regierungskünsteleien. Sie bricht später desto stärker mit Naturgewalt hervor, je gewaltsamer man ihre Empfindung eindämmt. Dass Karl VI. und Kaiserin Maria Theresia traditionell in so grossem Ansehen bei diesen Völkerschaften stehen und speciell Maria Theresia in den südslavischen Ländern eine so grosse Verehrung gezollt wird, liegt in der humanen, jeder Gewaltthätigkeit abholden Gesinnung der grossen Habsburgerin. Aus jahrhundertelangen Kämpfen des Christenthums gegen den Islamismus auf südslavischem Roden hat sich die eigen-