42 ZUR ORIENTIRUNG ÜBER GESCHICHTE, vollständige Unterwerfung Dalmatiens zu bezeichnen. Erst im Jahre 23 vor Christi gelang es nach harten Kämpfen dem Sta-tilius Taurus, Dalmatien gänzlich der römischen Herrschaft zu unterwerfen. Es wurde zuerst zu einer senatorischen, später unter August zu einer kaiserlichen Provinz gemacht. Die Festsetzung des römischen Einflusses auf der dalmatinischen Küste des adriatischen Meeres ist ein für das Land zu erfolgreiches Ereigniss, als dass man nicht demselben einige Aufmerksamkeit zuwenden sollte. Die Gründe, warum die Römer gleich nach der Unterwerfung des eigentlichen Italiens nach der Ausdehnung ihrer Herrschaft auf die westliche Küste des adriatischen Meeres, nach Istrien und Dalmatien strebten, liegt grossentheils in der geographischen Beschaffenheit der Küste des adriatischen Meeres. Die Ostküste Italiens ist ebenso arm an Häfen und Schiffbauholz, als die Westküste der gegenüberliegenden Balkanhalbinsel reich an Häfen und Schiffbauholz ist. Zu der Zeit, als die Römer die Herrschaft über Italien ausübten, und später im Mittelalter, wo es ebenfalls nur eine kurze Schifffahrt gab und die lange Schifffahrt nur zu den grössten Seltenheiten gerechnet wurde, war es begreiflich, dass die jeweiligen Herren von Italien einen grossen Werth auf den Besitz der dalmatinischen Küste gelegt haben. Die Römer hatten sich daher klugerweise zuerst mit den Liburnern bekannt gemacht, bei ihnen gute Häfen, treffliche Seefahrer und schnelle Schiffe gefunden, und erst nachdem sie auf den Inseln gewissermassen einen festen Boden gefunden hatten, sind sie gegen den Küstenstrich des Festlandes Dalmatien vorgeschritten und haben dort den langwierigen Kampf gegen die vereinzelten Gebirgsvölker geführt, eine Art von Guerillakrieg, der, wie die Kämpfe am heutigen Kaukasus mit dem Verluste der politischen Selbstständigkeit der einzelnen kaukasischen Stämme endigte, so auch mit der Unterwerfung der Gebirgsvölker, welche das heutige Bosnien, Herzegowina und Albanien bewohnt haben, geendigt hat. Aus denselben Gründen, aus welchen die Römer nach Dalmatien strebten, waren später die Venetianer nach derselben Richtung thätig, und noch heutigentags wird jede Macht, die sich in Italien festsetzt, bestrebt sein, auf der dalmatinischen Küste festen Fuss zu fassen, wenn sich auch nicht verkennen lässt,