34 HISTORISCHE EINLEITUNG. regiert werden muss, und insbesondere die grosse Masse der slavischen Landbevölkerung bedarf einer Regierung durch Staatsorgane zum Schutze gegen die italienische Signorie. Dabei kommt noch in Betracht, dass in keinem Lande die städtischen Behörden dem individuellen Interesse so zugänglich sind, als in Dalmatien; dassin den Städten in eben diesen Körperschaften Parteilichkeit, Familieneinflüsse und Trägheit die hervorragenden Elemente sind und dass die Einführung grösser municipaler Freiheiten ohne eine starke Controle durch die Staatsgewalt zu Misshelligkeiten und zu Unzufriedenheit aller Art führen würde, wodurch der Regierung selbst grosse Verlegenheiten entspringen würden. Ferner muss in Betrachtung gezogen werden, dass in Kriegsfällen Dalmatien eine exponirte und mit militärischen Kräften unter gewissen Umständen schwer zu besetzende Provinz ist, und dass es in solchen Fällen nothwendig wird, dass der Chef der Regierung in jedem Kreise mit der nöthigen Selbstständigkeit und mit voller Autorität handeln kann. Die Kriegsfälle dieses Jahres haben gezeigt, mit welchem Nutzen und mit welchem Erfolge die Kreishauptleute in den zwei am meisten exponirten Kreisen, vorzugsweise aber in Cattaro, wirkten. Oesterreich hat Provinzen genug, in welchen nationales Parteileben herrscht, und gar keine Ursache, Dalmatien eine Verfassung im Verordnungswege aufzuzwingen, die nichts Anderes zur Folge hätte, als die Organisirung von politischen Parteien, zu denen gegenwärtig sicher nur kleine Keime vorhanden sind. Was Dalmatien noth thut, das ist: Erstens eine Hebung des Voiksunterrichtes, der, wenn er existirt, sehr unzureichend und schwach ist. Dringend nothwendig wäre die Gründung einer Agriculturschule und eine erhöhte Einflussnahme auf den Orden der Franciscaner, denn es ist bekannt, dass dieser sehr populäre Orden einflussreich ist, und dass die Erziehung des katholischen Volkes fast ausschliesslich in seinen Händen ruht. Der Orden hat sich in seinen Kämpfen gegen die Einflüsse der Türken und der Griechen sicher grosse Verdienste um die katholische Kirche erworben, und es wäre sehr wünschenswerth,