VI. SPALATO. Museum gänzlich vernachlässigt, die Inschriften standen in einem Gemache neben einander; in einem anderen Gemache lagen sie ganz ungeordnet in einem Haufen über einander, als wären sie Bruchsteine, die zu nichts dienen. Ging nun das Museum der grössten Stadt Dalmatiens in dieser Weise mit Inschriften um, so war es nicht zu wundern, dass man auch sonst in der Stadt mit Inschriften nicht besonders glimpflich verfahren ist. Eine Reihe von mittelalterlichen Grabinschriften steht um die Dommauern von Spalato herum und ist dem Unwetter preisgegeben, ebenso sind in den Kirchen und hie und da im Privatbesitze. Inschriften, die sich der Aufmerksamkeit der Kunstfreunde entziehen. In dem benachbarten Trau ist es in dieser Beziehung kaum besser. Ebenso fand ich es in Ragusa. Die grossen Kloster der Dominicaner und Franciskaner nahmen von dem Inschriftenschatze, den sie als alte Grabkirchen der Ragusaner besitzen, wenig Notiz. Die Leidensgeschichte der Inschriften in ganz Dalmatien ist eine alte. Doch ist diese Erscheinung keine vereinzelte, die Vernachlässigung der Inschriften kommt in der ganzen Monarchie vor und geht schon in frühe Zeiten zurück. Wenn man den Ursachen dieser Erscheinung nachspürt, so dürften folgende besonders hervorgehoben werden: Erstens. Die allgemeine Gleichgiltigkeit gegen historische Monumente. Diese hängt theils damit zusammen, dass Menschendassen gegenwärtig in dem Vordergründe der Gesellschaft erscheinen, die in derselben keine historischen Interessen zu vertreten haben, denen daher die historischen Monumente des Landes ziemlich gleichgiltig sind, theils damit, dass die alten Geschlechter nach und nach verschwinden oder physisch und moralisch verkommen, die vor Allem berufen wären, an diesen alten Inschriften ein persönliches Interesse zu nehmen. Zweitens. Ist im Ganzen und Grossen die Bildung der Geistlichkeit und insbesondere der Klostergeistlichkeit, und der wissenschaftliche Eifer derselben gesunken. Sie gibt sich viel zu sehr den gewöhnlichen Obliegenheiten des geistlichen Standes hin und bringt selten die wissenschaftliche Bildung mit, welche ein- für allemal nöthig ist, um Interesse für Gegenstände des Alterthumes zu haben. Bei den untergeordneten