44 ZUR OR1ENTIRUNG ÜBER GESCHICHTE, zur Zeit der croatischen und ungarischen Fürsten nur zum Theil war, nämlich der ungehemmte Verkehr mit den Küstenstrichen. Denn die Völker des Binnenlandes blieben immer halbcivilisirte Stämme slavischer und albanischer Race, und das Land selbst bietet seiner Bodenbeschaffenheit nach nicht jene Ressourcen dar, welche die italienische Halbinsel in so reichem Masse besitzt. Dalmatien, welches durch mehrere Jahrhunderte hindurch dem römischen Reiche treffliche Soldaten, tüchtige Feldherren und hervorragende Imperatoren gegeben hat, hatte in der Zeit des Verfalles der römischen Macht schwere Schläge zu erdulden. Eine Verödung Dalmatiens scheint aber schon vor dem Einbrüche der slavischen Völkerschaften stattgefunden zu haben. Die Devastation der Wälder in den dalmatinischen und bosnischen Gebirgen stammt aus der Zeit der Venetianer, welche die Wälder für den Schiffbau brauchten. Die Herrschaft der Gothen dauerte daselbst nicht lange; doch kaum als die Römer denselben Dalmatien entrissen hatten, begannen die zuerst vereinzelten Einfälle slavischer Stämme17). Die slavische Einwanderung, welche längere Zeit schon in vorhistorischen Zeiten gedauert hat, wurde durch die Einfälle der Avaren unterbrochen. Im Jahre 565 traten diese zum erstenmale auf, im Jahre 568 sandte Baian, der erste Khan der Avaren, Schaaren zur Verwüstung Dalmatiens aus. In den ersten Jahren des siebenten Jahrhunderts folgten wieder Einfälle der Slovenen. In diese Zeit fällt die von Constantin Porphyrogenitus erwähnte gänzliche Verödung Dalmatiens. Es war dieselbe bei der barbarischen Wildheit der einfallenden Völker die dunkelste und traurigste Periode in der Geschichte Dalmatiens. Auf den ersten Sturm der Slovenen folgte der zweite der Croaten und Serben. Die Zeit der Einwanderung dieser Stämme wird in die Regierung des Kaisers Heraklius gesetzt. Was von der römischen oder 17) Siehe über diesen Gegenstand Dümmler’s Abhandlung „Die älteste Geschichte der Slaven in Dalmatien” (549—928). Aprilheft der Sitzungsberichte der k. Akademie der Wissenschaften in Wien, Jahrgang 1856, wo dieser Gegenstand zum erstenmale erschöpfend nach den Quellen behandelt wurde.Topographische Nachrichten siehe in Safarik’s „SlavischeAlterthümer”, Bd. II. (D. A.)