VII. RAGUSA. zahlreiche Colonien und Factoreien. Als der Ragusaner Matteo Gondola in den Jahren 1672 bis 1674 die Türkei bereiste, fand er ein ganzes Netz von ragusanischen Handelscolonien. Ich erwähne diese Umstände, um meine Ansicht, die ich vor mehr als 25 Jahren ausgesprochen, zu begründen, dass für ganz Dalmatien nichts wichtiger ist, als die Erweiterung der Verkehrswege mit dem Hinterlande, Bosnien, Herzegowina, die jetzt durch ungarische Einflüsse gehemmt wird. Für Ragusa wird es von grösstem Nutzen sein, wenn die Eisenbahn von Ragusa nach Mostar und Sarajevo zu Stande kommt. Ueber den Handel Ragusas im Mittelalter gibt das eminente Werk Wilhelm Heyd’s („Geschichte des Levantehandels im Mittelalter”, Stuttgart 1879, 2 Bde. Siehe Bd.I, S. 340 bis 342, Bd. II, S. 293 bis 347) verlässliche Aufschlüsse. Ueber die spätere Zeit bringt J. Gelcich in seinem Werke: „Delle marittime e sanitarie istituzioni della Repubblica di Ragusa”? Triest 1882) neue Aufschlüsse. Die Blüthezeit Ragusas fällt in die Zeit Carl’s V., in jene Zeit, wo auch die Wissenschaft, Baukunst und Literatur geblüht haben. Von älteren Bauwerken ist nur sehr wenig erhalten, da das grosse Erdbeben vom 6. April 1667 den grössten Theil von Ragusa zerstört hat. Engel gibt darüber in seiner Geschichte des Freistaates von Ragusa grossentheils Aufzeichnungen des englischen Consuls. Dieses Ereigniss trat zwischen fünf und sechs Uhr Morgens bei heiterer Luft plötzlich ein, ohne dass die Einwohner früher durch einen Windstoss oder sonst eine Naturerscheinung gewarnt worden wären. Mehr als 5ooo Personen wurden auf einmal in den Ruinen der Häuser begraben, nur die Festungswerke, die Lazarethe und einige hölzerne Häuser waren blos zerrissen und nicht eingestürzt. Von den älteren Häusern sind nur einige in der Nähe des Lazarethes erhalten, sie zeigen eine der altvenetianischen Bauweisen. Der Rector der Republik, Simon Ghetaldi, und einige im Rectorenpalaste versammelte Senatoren wurden in den Ruinen des Palastes begraben. Der heftige Wind fachte eine Feuersbrunst an; nur mit grösser Mühe konnte man verhindern, dass dieselbe nicht das Arsenal und das Pulvermagazin ergriff. Das Meer war in der heftigsten Bewegung, dreimal waren die Schiffe des Hafens auf dem Trockenen durch das Zurückziehen des Meeres; am 8. April drangen die Morlaken und Landleute