II. ZARA. Städte Epidaurus und Salona gegründet. Porphyrogenetus verdient also an dieser Stelle keinen Glauben; statt das dalmatinische Thema des siebenten Jahrhunderts beschreibt er das Thema seiner Zeiten, das zehnte Jahrhundert. Vielleicht hat er auch dies hervorheben wollen, dass zu jener Zeit das byzantinische Dalmatien wenig vom Feinde gelitten hat — dank der byzantinischen Vertheidigung. Wäre das nur wahr gewesen! Nach solchen Stürmen braucht man die Demolirung der römischen Bauten nicht durch die Hände einheimischer Männer im neunten Jahrhundert vollziehen zu lassen; dies hatte schon die Feindeshand leider viel früher besorgt. Es steht in Zara heutzutage noch eine hohe Säule auf der Piazza dell’ Erbe, die ohne Zweifel an derselben Stelle noch zur Römerzeit stand;60) aber daraus lässt sich kaum schliessen, ein Tempel, ein Gebäude hätte ebenso alle die Stürme überleben können. An jener Säule konnte der Feind weder seine Raublust, noch seine Rache befriedigen; nicht so bei anderen Denkmalen und Gebäuden; deshalb sind diese zerstört worden und jene ist unversehrt geblieben. Wenn wir vom Zeugnisse des Porphyrogenetus, also von der Mitte des zehnten Jahrhunderts zurückgehend, die Zeit erforschen, wann die Kirche erbaut werden konnte, und den Mann aufsuchen, der für ihren Bau den Plan verfassen und verwirklichen konnte; wenn wir dabei die alten Traditionen und die einstimmige Meinung alter späterer Schriftsteller berücksichtigen, so finden wir dafür keine passendere Zeit, als die ersten De-cennien des neunten Jahrhunderts und keinen geeigneteren Mann, als den damaligen Bischof Donatus III. Das Ende des achten und der Anfang des neunten Jahrhunderts war für Zara wie für Dalmatien eine vielbewegte Zeit. In die Jahre 791 bis 799 fällt die Eroberung Dalmatiens durch die Franken.61) Zwischen Karl dem Grossen und dem Kaiser Nicephorus entstanden dadurch grosse Reibungen. Um diese beizulegen, gingen nach Constantinopel (804) als Gesandte der Doge von Venedig Beatus, und Donatus, Bischof von Zara. Donatus erhielt bei dieser Gelegenheit vom Kaiser Nicephorus die Reliquien der 60) Vergl. oben p. 60. 61) Monumenta 1. c. p. 3o3.