298 VI. SPALATO. Steine bei den Pfeilern u. s. f. verwendet wurden, da hat man einen weissen Kalkstein (entweder von der Insel Brazza oder vom Berge S. Elia bei Traü) benützt. Von sieben zu sieben Klaftern sind Spiraglien angebracht, wenn nämlich die Wasserleitung unter der Erde fortging, um die Circulation der Luft im Innern des Canals zu fördern. Die Wassermasse, die sich durch diesen Canal hindurch bewegen kann, wäre reich und mächtig genug, um die Bedürfnisse der Bevölkerung Wiens zu befriedigen; sie scheint eine Ramification nach Salona gehabt und im grossen Palaste zu Spalato für die Thermen und Fon-tainen gedient zu haben. Die alten Römer legten bekannter-massen auf Bäder und Trinkwasser einen sehr grossen Werth, und trugen für ein gesundes und reichliches Trinkwasser überall Sorge. Ein Blick auf die Wasserleitungen Roms und in die Bücher Vitruv’s und Frontinus’ belehrt uns über die hohe Civilisation, welche dieses bewundernswrerthe Volk besessen, und wie es dieselbe zu verbreiten gewusst hat. Die Fortschritte der Römer in ihrem tausendjährigen historischen Leben waren ebenso rasch, als die Civilisation der dalmatinischen Völker, die nicht der römisch-italienischen Race angehören, starr und unbeweglich ist. Weder der Umfang der Cultur, noch die Stufe, auf der dieselben heutzutage, nach einer mehr als tausendjährigen historischen Existenz, sich befinden, ist eine bedeutende zu nennen. Sie haben weder von der venetianischen Civilisation noch von der römischen, die im mächtigen Strome an ihnen vorüberrauschte, viel zu sich herüber genommen. Wie wäre es sonst möglich gewesen, dass ein Aquäduct wie der bei Spalato bis auf die jüngste Zeit unbenützt geblieben wäre? Es muss hier bemerkt werden, dass schon der frühere Conservator der Baudenkmale, Cav. Andrich, ein Project vorbereitet hatte, das neben der Restauration des Domes und des Kaiserpalastes auch die Wiederherstellung der Wasserleitung bezweckte. Die Diocletianische Wasserleitung ist nun, wie schon erzählt wurde, nach dem Entwürfe des seither verstorbenen Directors der Staats-Eisenbahnbauten, Julius Lott, vollständig wieder hergestellt. Der Ingenieur G. Plate, welcher bei den Restaurationsbauten des Aquäductes mitgewirkt hat, hat in