II. ZARA. der Versuchung nicht habe widerstehen können, wenigstens einen Finger desselben mit sich zu nehmen; aber von Gewissensangst gepeinigt, wollte sie die Kirche nicht verlassen, ohne den Finger zurückgegeben zu haben. Da bemerkte sie aber an dem Theile des Körpers, wo sie die Reliquie verborgen hatte, eine grosse Wunde, voh welcher sie der Heilige befreite, nachdem sie die Anfertigung der Area gelobt hatte. In feierlicher Haltung ist nun die Königin auf diesem Felde dargestellt, wie sie, umgeben von den Grossen der Krone, gewissermassen unschlüssig ist, aus der Kirche herauszugehen, bevor sie den Finger zurückgegeben hat. 4. Auf der entgegengesetzten Schmalseite ist wieder Helm und Wappen des Königs dargestellt und die Beschwichtigung eines Seesturmes durch den Heiligen. Man ist zweifelhaft, ob damit der Künstler das Schiff hat darstellen wollen, auf welchem der Leichnam des heiligen Simeon nach Zara gebracht wurde, oder die Fahrt der Königin Magaretha nach Torazzo. 5. Im Innern der Area liegt der für unverweslich gehaltene Leichnam des heil. Simeon. Bei der ausserordentlichen Verehrung, welche dieser Reliquie an den Tagen, wo ich Zara besuchte, gezollt ward, war mir nicht möglich von den Vorstellungen, mit welchen die Seitenwände geschmückt sind, etwas Anderes auszunehmen als die Thatsache, dass die meisten Scenen und Wunder im kleinen Massstabe wiederholt sind, welche im Aeusseren dargestellt sind. Der Mailänder Goldarbeiter brauchte drei Jahre zu seiner Arbeit; er begann sie am 5. Juli 1377. Fünf edle Zaratiner überwachten die Arbeit. Als Träger der Area dienten vier silberne Engel, welche die Stadt anfertigen liess. Als aber Zara im Jahre 1390 dem König Sigismund 3o.ooo Goldducaten Steuern zahlen musste, wurden mit vielen anderen Kostbarkeiten auch diese Engel abgeliefert. Von den vier barocken Engeln, welche die heutige Area tragen, sind zwei aus Stein, zwei aus Bronze. Letztere wurden im Jahre 1647 aus Kanonen gegossen, welche Venedig im Türkenkriege erbeutet und den Einwohnern von Zara geschenkt hatte. Fondra") führt folgendes Fragment einer Urkunde an, das über die Entstehung der Area näheren Aufschluss gibt: ") 1. c. p. 100. v. Eitelberger, Kunsthistor. Schriften IV. . -