REISE - ROUTEN UND LITERATUR VON DALMATIEN. 47 die älteste, natürlich lateinische, Urkunde auf unsere Zeit gekommen ist, Sedeslaw (Sdeslaw), unter dem sich die Groaten wieder den Byzantinern unterwarfen und die slavischen Liturgien eingeführt wurden, Branimir, Mutimir und Andere bis Kresimir II., Trzislav und Kresimir III. Damals nahmen diese Fürsten zwar den Titel eines Gross-Zupan an, aber sie vermochten nicht mehr den Fortschritten der venetianischen Herrschaft nur einigermassen erfolgreichen Widerstand entgegenzustellen. Die erste äussere Veranlassung zu den Kämpfen zwischen den Dalmatinern und Venetianern waren die Seeräubereien der Narentiner. Der dreizehnte Doge von Venedig, Pietro Tradonico, war der Erste, der um das Jahr 836 den Gedanken fasste, die Narentiner zu bekämpfen. Lissa mit seinem trefflichen Hafen war für Venedig und für die ungestörte Schifffahrt im adriatischen Meere ein wichtiger Punkt. Den glänzendsten Zug nach den dalmatinischen Küsten unternahm 998 der Doge Pietro Urseolo, der sich den Titel eines „Dux Dalmatiae” beilegte. Seine Tochter Sicula vermählte er mit Stephan, dem Sohne des vertriebenen Fürsten Svetoslaw, der später auch den croa-tischen Thron wieder erworben hat20). Auch in den inneren Zuständen des Landes trat eine grosse Veränderung ein, als unter Peter Kresimir IV., dem hervorragendsten der croatischen Fürsten, auf der berühmten Kirchenversammlung zu Spalato21) die slavische Liturgie abgeschafft, Methodius für einen Ketzer erklärt und die cyrillische Schrift als eine Erfindung der albanischen Gothen bezeichnet wurde. Glückliche Kämpfe führte zwar Kresimir V. gegen die Venetianer; aber unter seinen Nachfolgern, wo die einzelnen Zupane unruhig hervortraten, und bei dem Mangel eines inneren staatlichen Organismus brach wieder innere Zerrüttung unter den croatischen Slaven herein. 20) Büdinger, „Oesterreichische Geschichte”, Bd. I, S.418; Romanin, „Storia documentata di Venezia”, Bd. I, S. 275. 21) »Ut nullus episcopus nostrae provinciae audeat in quolibét gradu Slavonica linqua promovere; tarn in clericatu et monachatu Deo deservire. Nec in sua ecclesia sinat eum missas facere, praeter si necessitatem sacer-dotum haberet per supplicationem a Romano pontífice licentiam ei sacer-dotatis ministerii tribuat”. Dümmler a. a. O. S. 71.