VI. SPALATO. 259 A. Der Campanile. Tafel XX. Eines der interessantesten Werke der mittelalterlichen Kunst, das sich in Spalato findet, ist ohne Frage der Campanile. Derselbe wird jetzt (1883) unter Oberleitung des Architekten Professor A. Hauser restaurirt. Zur Verdeutlichung seiner Lage zum Dome geben wir den Grundriss des Domes (Fig. 74) nach der Aufnahme des Cav. Andrich. Der Campanile ist über dem Treppenhause des Domes angelegt. Obwohl im romanischen Style gebaut, weicht er doch so vielfach von den Grundsätzen der freistehenden romanischen Campanilen ab, dass er eine ganz eigenthümliche Stellung in der Reihe derselben einnimmt und die ganz besondere Aufmerksamkeit der Kunstfreunde verdient. Man kann diesen Thurm aber nicht betrachten, ohne zugleich auf den Dom Rücksicht zu nehmen, zu dem er gehört, da er diesem unmittelbar vorgebaut ist. Der Dom selbst ist ein Theil jener grossen Bauten, welche Kaiser Diocletian daselbst aufgeführt hat. Er lag innerhalb des Palastbaues so, dass man durch die Hauptthore zu ihm geführt wurde, und war ohne Zweifel vom Anfänge schon eines der vorzüglichsten Werke, die sich in den Räumen des Diocletianischen Palastes befanden. Die Hauptstrasse, welche zu dem heutigen Dome, dem ehemaligen Jupiter-Tempel, führte, ging von der Porta aurea aus. Von dieser kam man, die von Nord nach Süd gehende Strasse durchschneidend, zu jenem prachtvollen korinthischen Peristyl, der noch heutigentags vorhanden ist. Auf der einen Seite des Peristyls liegt das Mausoleum, auf der Schmalseite die zu dem Eintrittssaale der kaiserlichen Wohnung führende Loggia und auf der anderen Seite, gegenüber dem Mausoleum, der Jupiter- Conservirung der künstlerisch werthvollen Theile aus der späteren Zeh liegen. Die schlimmsten Veränderungen im Innern des Domes beginnen mit dem Anfänge des siebzehnten Jahrhunderts, unter Erzbischof Marc Antonio de Dominis. Der Erzbischof Sforza Ponzoni baute, wie Hauser (1. c. p. 42) erzählt, planlos eine Sacristei in den Peristyl, und im Jahre 1770 hat Erzbischof Gian Luca Garagnin die nördliche Nische durchbrochen und eine dem heil. Doimo geweihte Capelle in den Säulenumgang hinausgebaut. Aber alle diese brutalen Entstellungen vermochten nicht, den gesunden Nerv des Domes zu erschüttern, der durch die Hauser’sche Restauration zur Geltung kommen wird. >7*