48 ZUR ORIENTIRUNG ÜBER GESCHICHTE, Unter diesen Umständen war es auch den kräftigen und seit Stephan’s Zeiten besser organisirten Magyaren gelungen, ihren Einfluss auf die slavischen Länder südlich der Donau geltend zu machen. König Coloman gelang es im Anfänge des zwölften Jahrhunderts (im Jahre 1102), sich unter dem Titel der Könige von Dalmatien und Croatien der slavischen Länder zwischen der Save und dem adriatischen Meere zu bemächtigen. Während das Land von ungarischen Banus oder Duces verwaltet wurde, traten die Venetianer wieder mehr mit ihrem Bestreben hervor, ihren Einfluss auf die dalmatinische Küste geltend zu machen. Von da an geht die Geschichte Dalmatiens Hand in Hand mit der Geschichte Ungarns und Venedigs. Uns liegt es ferne, die verschiedenen Schwankungen aufzuzählen, welche die Folgen der Kämpfe Ungarns und Venedigs um die Küstenherrschaft Dalmatiens gewesen sind, und den Einfluss zu schildern, welchen die griechischen Kaiser genommen haben, sowie die ununterbrochenen Bemühungen der römischen Curie zur Aufrechthaltung des Ritus Romanus und zur Bekämpfung der griechischen oder slavischen Liturgie. In diese Zeit fiel der Einfall der Morlaken; später fand der Einfall der Mongolen statt, welche den König Bela IV. von Ungarn im Jahre 1242 zur Flucht nach Dalmatien nöthigten22). Als das arpadische Königsgeschlecht ausstarb und Karl Robert von Anjou im Jahre i3oi den ungarischen Thron bestieg, nehmen theilweise die Bestrebungen einzelner Grossen, unter denen Mladin der Aeltere eine hervorragende Stelle behauptet, und die nun grössere Dimensionen annehmenden Kämpfe 22) Vor der Ankunft der Slaven zerfiel Dalmatien nach Auffassung der modernen slavischen Geschichtschreiber in zwei Theile: den südlichen, den Ragusa (Dubrovnik) repräsentirte, und den nördlichen, Croatien,-der den Croaten angehörte und seit ihrer Ansiedlung auch ihren Namen trug. Letzteres ist der Grund, dass man die Sprache der Dalmatiner manchmal auch die croa-tische nannte, obgleich sie eigentlich ganz die gemeinsame serbische Sprache war, die sich von der Sprache der östlichen Serben nicht unterschied. Der eigentliche croatische Dialekt bildet nur einen besonderen Zweig des Serbischen und herrscht weiter nördlich. Auch Jagie und Stojan Novasovic betrachten Croaten und Serben als ein und dasselbe Volk. Die Dalmatiner sind als Slaven zu betrachten, die sich nur nach ihrem Glaubensbekenntnisse und ihren politischen Sympathien trennen.