XI. ZARA. 125 so lieferten die Trümmer das Material auch für die Privathäuser. Was nach langer Auswahl noch unbenützt blieb, das sammelte der Bischof Donatus von mehreren alten Gebäuden und verbrauchte es, wie ihn die Noth zwang und es die grossen Stücke selbst erheischten, in die Fundamente. Eine ganz besondere Aufmerksamkeit verdienen unter den alten Bruchstücken die Blöcke mit den Inschriften: Junoni Augustae und Jovi Augusto. Als nur die erste bekannt war, nahm man allgemein an, sie sei die Inschrift eines Tempels gewesen, der nach Spon der Juno, nach allen anderen Schriftstellern aber der Livia Augusta, der Gemahlin des Kaisers Octa-vianus, geweiht war. Die Meinung Jener, die in der Juno Augusta die Livia Augusta finden wollten, war historisch berechtigt, denn die Livia wurde in der That noch bei ihren Lebzeiten in den Provinzen viel als Juno, Ceres, Vesta, Rhea, als mater patriae, genetrix orbis u. s. w. allein oder neben ihrem göttlichen Gemahl verehrt.78) Der Beiname Augustae konnte zwar als Beweis für die Richtigkeit dieser Meinung nicht angeführt werden,79) denn er wurde den Göttern allgemein beigesetzt. Aus Narona kennen wir folgende Inschriften: Mercurio Augusto (C. I. L. III, n. 1792. >793), Neptuno Augusto (n. 1724), Saturno Augusto (n. 1796), Veneri Victrici Augustae (n. 1797, 2770, 28o3); aus. Salona: Dianae Augustae (n. 1937); aus Aenona: Jano Augusto (n. 2969), Veneri Augustae (n. 2971). Unter allen diesen Namen können wir wegen des Beisatzes Aug(usto), beziehungsweise Aug(ustae), unmöglich so viele Kaiser und Kaiserinnen finden; man muss sie nehmen in der ursprünglichen Bedeutung. Als die zweite Inschrift Jovi Augusto aufgefunden wurde, hat man nach der Interpretation der ersten Inschrift folgerichtig in ihr den Namen des Octavianus Augustus zu finden geglaubt. So thaten namentlich Bianchi in seinen Memorie (p. 28), Ljubic in seiner Reisebeschreibung im Jahre 1873 78) Preller, Römische Mythologie, 2. Aufl., Berlin i865, p. 776 seqq. — Eckhel, Doctrina numorum veterum, VI, p. 154, I, p. 52. — Annali dell’I stituto Archeologico, Asm. 1847, p. 283. — 'Pauly, Real-Encyklopädie (unter Livia). Orelli, n. 614. ,9) Bianchi, Memorie d. Zara, p. 28.