6\ I. ARBE. an allen Küstenorten des adriatischen Meeres gefunden habe. Für Monumente dieser Art lässt sich eine Zeitbestimmung mit Sicherheit nicht angeben, wenn nicht Inschriften oder andere historische Documente vorhanden sind. Jedenfalls ist es interessant, in Arbe Monumente zu finden, welche das Zusammengehören zu einer und derselben Kunstrichtung, wie sie in allen Orten an dem adriatischen Meere gefunden wird, constatiren. Nach diesem Ciborienaltar sind die Chorstühle (Tafel II) schon deswegen von grossem Interesse, weil sie ein bestimmtes Datum, 1445, an sich tragen. Sie sind ohne allen Zweifel vene-tianische Arbeit und stimmen in allen Details mit dem Charakter der venetianischen Chorstühle, wie sie in der Kirche ai Frari Vorkommen, zusammen. Alle venetianischen Arbeiten der Art verfehlen ihre Totalwirkung nicht. Sie sind kräftig gezeichnet und mit einer gewissen Energie vorgetragen, aber in allen diesen venetianischen Arbeiten ist mehr eine künstlerische Routine, als eine wirklich feine Kunstempfindung vorhanden, und sie stehen daher ebenso sehr den gleichzeitigen florentinischen Arbeiten, als den deutschen Holzschnitzwerken der Ulmer Schule nach. In dem Reliquienschatze des Domes sind zwei Dinge besonders interessant. Das Reliquiar des heiligen Christoph und die Emails eines alten, gegenwärtig zerstörten Reliquienkästchens. Wir geben zuerst die Beschreibung des letzteren. Auf diesem (Tafel III) kommen sämmtliche Apostel (Paulus fehlt) vor. Auf dem Hauptfelde ist der heilige Petrus dargestellt, bärtig, ohne Glatze, mit einem Schlüssel in der Hand. Neben ihm stehen zwei Figuren, eine ohne Kopfbedeckung, unbärtig, bittend mit den Händen, die andere, von der nur der Kopf gesehen wird, scheint eine Frau zu sein mit bedecktem Haupte. Mit dem Kopfe wendet sich zwar Petrus von den Figuren weg, doch scheint er die Hand ihnen zuzuwenden. Neben Petrus ist eine Schriftrolle mit deutlich geschriebenen, mir aber räthsel-haften Worten. Die Schriftzüge deuten auf das dreizehnte Jahrhundert hin. Die Inschrift enthält den Spruch des Evangeliums: non dico tantum septem, sed septuagies septem. Zwischen dem heiligen Petrus und den beiden Figuren ist die Inschrift: PETRUS. Oberhalb des heiligen Petrus ist der heilige Johannes, unterhalb desselben der heilige Marcus, Beide sind bärtig dargestellt, Beide