288 VI. SPALATO. ist in klarer Weise und im Styl antiker Sepulcralvorstellungen dargestellt. Es waren in dem Künstler, der diesen Sarkophag gearbeitet hat, die guten Traditionen der antiken Kunst noch vollkommen lebendig. Das Princip der Raumausfüllung, welches diese bei ihren Reliefvorstellungen befolgte, ist in der reichen figuralen Vorstellung vollkommen gewahrt. Was in der Plastik nur angedeutet werden kann, das hat unser Künstler ebenfalls nur in andeutender Weise oder durch allegorische Vorstellungen erklärt. Er ist nicht in eine vollkommene Detaildarstellung eingegangen, wie sich diese bei jenen spätmittelalterlichen Kunstdenkmalen oft vorfindet, welche in Reliefvorstellungen gesunde Principien hintangesetzt haben. Aus einem mit Zinnen versehenen Thore, das offenbar die Residenz des Königs Pharao darstellt, reiten mehrere Krieger mit Schild und Panzer, mit fliegendem Mantel und Helm; in den rechten Händen halten sie Stäbe. Unter den Füssen der Pferde liegen zwei weibliche Figuren, allegorische Vorstellungen, welche ohne Zweifel die Oertlichkeiten darstellen sollen, wo die ganze Scene spielt. Beide Figuren sind bekleidet, die erste Figur, bei der sich ein Baum befindet, ruht mit der rechten Hand auf einer grossen, schön gearbeiteten Vase. Sie befindet sich gleich bei den Thoren der Stadt, und repräsentirt entweder die Flussgottheit selbst oder überhaupt die der Stadt, aus der der Zug hervorgeht. Die allegorische Figur, welche unter dem zweiten Reiter liegt und bei welcher sich ebenfalls ein Baum befindet, ruht im Gegensätze zur ersten auf einem Felsblocke; dadurch sieht man gewissermassen das Fortschreiten des Zuges Pharao’s bezeichnet, der seine Residenz und die Ufer des Nils verlassen, in den felsigen und gebirgigen Theil" Aegyptens zwischen dem Nil und dem rothen Meere angekommen ist. Die darauffolgende Vorstellung spielt schon am Meere selbst. Sie ist dem Hauptträger der Handlung, dem Könige Pharao gewidmet. Derselbe steht in imposanter, grösser Figur auf der Biga. Sein Haupt ist nicht mit einem Helme geschmückt, wie das seiner Genossen, sondern mit der königlichen Stirnbinde. Lange Haare wallen von seinem Haupte herab, er allein ist bärtig dargestellt, während die Begleiter unbärtig sind. Die Bewegung seiner Hand drückt eine heftige Seelenstimmung