II. ZARA. 127 Gebräuchen der Orientalen nicht folgte, und dass die Occiden-talen sich bei Ausübung des Personencultus relativ nüchterner ausdrückten; dann werden wir im Jovi Augusto nur den Jupiter finden, oder wir müssten zugeben, dass diese Zaratiner Inschrift ein Unicum sei, und was Schmeichelei im Cult des Octavianus anbelangt, alle orientalischen Titel beiweitem übertrifft.84) Ist dieser Beweis stichhältig, so darf die Inschrift Jovi Augusto nicht nach der falschen Interpretation der Inschrift Junoni Augustae ausgelegt werden, vielmehr ist die Interpretation dieser Inschrift nach jener zu corrigiren, und die Inschrift selbst nicht der Livia, sondern der Juno als dedicirt anzunehmen. 86) Hiermit wollen wir nur behaupten, dass sich aus jenen Inschriften die Existenz eines Tempels des Octavianus oder der Livia nicht beweisen lässt. Dass in Zara ein Cult für Octavianus, für seine Gemahlin Livia oder überhaupt für die Gens Julia gehalten wurde, wollen wir hiermit keineswegs leugnen. Zara bekam von Octavianus das ius coloniae, wie die folgende Inschrift beweist: Imp. Caesar Divi J. Aug. Parens Colonia Murum Et Turres Dedit (C. J. L. III, n. 2907),86) hatte somit allen Grund, ihm die allgemeine Verehrung nicht zu verweigern. Direct für den besagten Cult spricht die Anwesenheit in Zara der seviri Augustales. Wer diese seviri Augustales waren, und wie sie sich verhalten zu den schlechthin genannten Augustales und seviri, ist eine viel erörterte, aber nicht gelöste Frage, es ist jedoch unzweifelhaft, dass sie zu jenem Collegium gehörten, welches sich mit dem Cult des Augustus befasste.87) Den Namen eines sevir Augustalis trägt die folgende Inschrift: Q. Dellius O L(ibertus) Fuscus VI vir August(alis) v(ivus) f(ecit) sibi et suis in f(ronte) p(edes) XX in agr(o) p(edes) XX.88) Daraus sind 84) Confr. Preller 1. c. p. 76g seqq. Marquardt, Römische Staatsverwaltung, III, p. 443 seqq. 85) Im Index zum C. J. L. III, p. 1162 führt Mommsen die Inschrift Junoni Augustae unter dem Namen der Göttin Juno an. M) Die Inschrift befindet sich jetzt in Verona im Museum. 8T) Marquardt 1. c. I, p. 5i3. 89) Diese Inschrift kann man nicht mit Sicherheit in die Zeiten des Augustus verlegen, wie es Bianchi thut p. 29, denn die seviri Augustales finden sich noch in viel späterer Zeit. Die Inschrift ist wohl in Zara aufgefunden (C. J. L. III, n. 2921); die zwei anderen von Bianchi erwähnten,