der fleißig bebauen. Dennoch ist gerade in der Militärgrenze der eklatanteste Beweis erbracht worden, daß eine FÜHRUNG auf DESPOTISCHER BASIS KEINEN ERFOLG HAT, noch auf die DAUER HABEN KANN. Die Disziplin an der Militärgrenze war in mancher Beziehung eine bis ins kleinste reichende. Alles war verboten, was nicht der Vorgesetzte erlaubt hatte. Was man anderswo Ausübung politischer Rechte nannte, das war in der Grenze: Komplott, Aufwiegelung oder Meuterei, und ehe der Mann sich’s versah, stand er vor einem Kriegsgericht. Jede Äußerung des Eigenwillens war versagt. Es war z. B. nicht erlaubt, das eigene Vieh, oder die Ergebnisse der Felder eigenmächtig zu veräußern. Selbst die Bearbeitung der Grundstücke durfte nur nach dem erhaltenen Befehle des betreffenden Offiziers erfolgen. Das allergewöhnlichste Vorgehen war von dem Willen des Vorgesetzten abhängig. Der Grenzer durfte sich ursprünglich z. B. nicht ohne Bewilligung aus seinem Dorfe in das andere begeben, auch dann nicht, wenn er einen Bekannten, Freund oder Verwandten besuchen wollte. Beim Ausmarsch mußten, von circa einer Million Seelen, 60.000 streitbare Männer gestellt werden, d. h. im Kriegsfälle je ein Soldat auf 6—7 MÄNNLICHE Einwohner. Um diese Blutsteuer richtig beurteilen zu können, muß erwogen werden, daß in den anderen Provinzen des Reiches auf 64 MÄNNLICHE Einwohner EIN SOLDAT entfiel. Der Kordondienst beanspruchte ständig 4179 Mann. Es ist berechnet worden, daß vom Grenzsoldaten jährlich am gewöhnlichen Kordon 59 Tage, zu anderen Erfordernissen 49 Tage, und zu Waffenübungen 48 Tage, zusammen 149 Tage, daher beinahe fünf Monate Dienst geleistet wurde, ohne die Zeit des Hin- und Rückmarsches einzurechnen. Man kann die Militärgrenze als ein ständiges Kantonnement einer Armee betrachten. Diese Organisation hatte Ähnlichkeit mit jener der römischen Legionen, die zu Zeiten der röm. Kaiser die Grenze besetzt hielten, um Invasionen der Barbaren zu verhüten. Die Legionäre erhielten vom Staate Gelände, um sich dort samt ihren Familien anzusiedeln. Die Militärgrenzer waren zweifellos abhängiger und bei weitem nicht so zum Aufruhr geneigt, wie die röm. Legionen. Sie verursachten der Regierung keinerlei Besorgnisse; waren keinesfalls gesonnen die ambitiösen Pläne ihrer Befehlshaber zu fördern, was bei den römischen Soldaten sozusagen gang und gäbe war. Begründet ist diese Einstellung damit, daß die Militärgrenzer, Einwohner ihres eigenen Landes waren und nicht wie die Römer Fremdlinge im Lande, welches sie besetzt hielten. Die Grenzer waren nicht gewillt, ihr Vaterland zu verlassen; außerdem waren sie einer viel ernsteren und tatkräftigeren Disziplin unterworfen. Die Grenzer waren im allgemeinen ein kriegerisches, tapferes Volk, echte Söhne der Natur. Bei schlechter, einfacher Kost, bei Arbeit und Mühsal, ohne Wartung und Kultur, sind sie zur echten hohen Gestalt des Männertums emporgewachsen, nervig und fest wie die Eiche im Walde, gutherzig und wild, dabei aber aber- 50