mehr an Gehalt zu beziehen, als bei Besetzung von nur einer dieser Stellen. Es wurde auf diese Weise mit großer Leichtigkeit eine zahlreiche und kampftüchtige Armee erhalten, die dem Staat beinahe nichts kostete. Der Hofkriegsrat war bemüht, einer Übereinstimmung des Grenzvolkes mit dem Soldatenberufe, gerecht zu werden. Durch Rechtsbestimmungen und Verwaltungsnormen versuchte man die kompliziert gewordenen Lebensbeziehungen zu berücksichtigen. Den tapferen Grenzern sollte eine, dem Geiste der Zeit und der Nation anpassendere Verfassung gegeben werden. Trotz aller Sorgfalt bei der Zusammenstellung dieser Gesetze — von welchen man gewiß nicht sagen kann, daß sie überstürzt geschaffen wurden —• haben die meisten dennoch versagt. In den Kriegen vergangener Zeiten, ist durch das feindliche Schwert nur der kleinere Teil der Kämpfer weggerafft worden; der größere Teil erlag den Epidemien, Kriegsstrapazen oder den Entbehrungen in der Gefangenschaft. Der Grenzer, dieser kerngesunde, kraftvolle Naturmensch war die Mühen des Krieges schon vom Kordon aus gewöhnt; heute zu schwelgen, morgen zu hungern, ist ihm nichts Neues; bei jeder Witterung im Freien zu sein, etwas Alltägliches. Für ihn birgt das Feldleben nur jene Gefahr, die ihm seitens des Feindes droht. Das Heimweh wirkt weit weniger auf den Grenzer, als auf irgendwelchen anderen Soldaten. Der Grenzer ist im Bewußtsein Soldat zu sein, Knabe, Jüngling und Mann geworden; er denkt nicht daran, diesem Stande zu entfliehen. In der Mitte seiner Jugendgefährten marschiert er aus, er ist nie ganz in der Fremde. Deswegen hat auch der Grenzer, wenn er gefangen ward, seinem Vaterlande nie entsagt. Des Feindes Schwert oder Kugel, Krankheiten oder Entbehrungen verminderte die männliche Bevölkerung. Da die männlichen Geburten das Übergewicht hatten, war der Abgang zu decken. Der Grenzer wurde oft ganz falsch beurteilt. Im Auslande denkt man sich den Grenzer als den beutemachenden Uskoken, den verwegenen Seefahrer; man sieht ihn in der Gestalt des »Croaten im dreißigjährigen Kriege«, wie ihn Schiller im »Wallenstein« erstehen läßt, als den Trenk-Panduren, schreckenerregenden Angedenkens. »Der gemeine Soldat, der die meisten Prügel bekommen hat, wird der Korporal, der dann die meisten Prügel gibt«, schreibt Lessing. Gewiß haben die vielen Kriege, die türkische Nachbarschaft, längere Abwesenheiten der Vorgesetzten und deren beständiger Wechsel, im Wesen des Grenzers Spuren zurückgelassen. Verschieden waren die Befehlshaber an Abstammung, Religion und Charakter. Alle diese Einflüsse haben die tieferen Wesenszüge der bäuerlich genügsamen, von starken Traditionen der Familien-Kommunionen beherrschten Einwohnerschaft, nicht besonderlich beeinflussen können. Beim Ausbruch des siebenjährigen Krieges (im Jahre 1756), stellten die elf Regimenter der Grenze einen effektiven Stand von 56