gläubisch und voll enthusiastischen Gefühls für militärische Ehre, mit den Gefahren der Schlachten vertraut und lüstern nach Raub, als den schon oft erkämpften Preis der Tapferkeit und Kühnheit. Sie sind bedürfnislos, arm an Kenntnissen und Wissen, dagegen aber auch nicht durch Weichlichkeit und verfeinerten Geschmack entnervt. Unerschütterliche Anhänger der alten Volkssitten und Gebräuche sind sie durch diese dauernd mit ihrem Vaterlande verbunden gewesen. Ihrem Worte getreu, deswegen aber auch auf die Erfüllung erhaltener Versprechen äußerst bedacht. Von der Natur zur Freimütigkeit und Furchtlosigkeit bestimmt, ist selbst der gemeine Mann nicht das, wofür man ihn nach den Aussagen der verschreckten Ausländer halten könnte. Seine heldenmütige Tapferkeit wurde allerdings niemals bezweifelt; aber daß diesem Soldatenvolke auch ein reiches Gemüt innegewohnt hat, beweisen die rührenden Szenen, bei den vielen Ausrückungen ins Feld wo manche Gattin dem Gatten, mancher Vater dem Sohne, echt spartanisch zurief: »Halte dich brav, führe dich gut auf! Ich wünsche mir dich lieber nie wieder zu sehen, als mit Schande bedeckt.« Die Organisation der Militärgrenze ging langsam vonstatten; dabei wurden oft Privilegien ohne Zusammenhang mit dem Bestehenden, ohne besonderes Übereinkommen an einzelne Ansiedlungen erteilt, die nicht selten mißverstanden oder willkürlich ausgelegt wurden. Jeder Krieg brachte neue Versuche, eine feste Ordnung zu schaffen, jeder Friede ließ neue Wünsche und Beschwerden aufkommen, die allerlei Vorschläge und Anordnungen nach sich zogen. Die Liste der Organisatoren und Reformer ist auffallend lang. Ungezählte militärische Genies oder die sich als solche betrachteten, nahmen sich das Recht Versuche mit allen möglichen Neuerungen zu machen, ohne daß sie sich die Mühe genommen hätten, vorher Land und Leute kennen zu lernen. So glaubte man, das unbedingt ergebene Volk zu beglücken. EIN SYSTEM JAGDE DAS ANDERE. Die meisten waren je nach der Machtsphäre des betreffenden Reformators, von kurzer Lebensdauer. Die stets WECHSELNDEN POLITISCHEN und militärischen Konstellationen der Monarchie haben sich in letzter Linie an der Militärgrenze AUSGEWIRKT und sind mit blutigen Lettern in den Annalen verzeichnet worden. Die Friedenszeit bedeutete für die Grenze eigentlich keine Ruhepause, auch keinen Erholungsmoment. Wenn mit der Türkei irgend wie gekünstelte Frieden geschlossen wurden, wenn im Süden Ruhe herrschte, wurden die Grenzregimenter anderswohin in das Ausland, auf Kriegsschau-plätze-an denen es nie mangelte-dirigiert, um dort in den schwierigsten Lagen ihren Heldenmut zu beweisen. In Gefechten, auf Schlachtfeldern, in Lazaretten und Spitälern, fern von der Heimat, trugen die Grenzer ihre ehrliche Haut zu Markte. Suleimann, die Geißel der Christenheit, gedachte seinen sieghaften Arm auch über Österreich auszustrecken. Die Grenze 51