grauenhafte Öden verwandeln. Daß die mächtige »Bora« — eine Folge der Verkarstung — unbarmherzig fegt, und so manches, was ihr entgegentritt verwüstet darf nicht wunder nehmen. Daß die Umgebung von Senj noch im XIV. Jahrhundert nicht so trostlos und verkarstet gewesen war, wie dies Bilder aus späteren Jahrhunderten darstellen, beweist am besten das Senjer Statut aus dem Jahre 1383, dessen § 128 bestimmt: »Item nobiles civitatis senio possunt seccare in planicie seu planine Segnie per VIII. dies ante populäres Segnie, sine aliquo impedimento, et ubi volunt« d. h. Den Adeligen von Senj ist erlaubt, acht Tage vor den Bürgern, im Senjer Gebirge ohne irgend welches Hindernis, Holz zu fällen wo sie wollen. Der weitere § 129 begrenzt: »Item quod nullus vicis aut forensis ausus est trahere trabes aut planchones de mensura, aut arbores nisi dominus comet et nobiles civitatis Segnie« d. h. Bürger oder Fremdlinge dürfen Bohlen oder Pfosten nach Maßen oder Maste nicht ausführen; dies ist dem Landesherrn und den Adeligen von Senj Vorbehalten. Diese Beschränkung war noch 1630 Gegenstand von Klagen seitens der Bürgerschaft von Senj. Die wichtigste und interessanteste Periode bildet die Zeit der Senjer Uskoken. Diese beginnt mit der Erstürmung der Bergfeste Klis (Clissa) nächst Split, (im Jahre 1537) seitens der Osmanen unter Amarad Beg. Trotz heldenhafter, langer Gegenwehr, gelang es der türkischen Übermacht — allerdings durch List — die Feste zu bezwingen. In Anerkennung der wahrhaft heldenmütigen Verteidigung, die den Türken Bewunderung abzwang, wurde der Besatzung freier Abzug mit Familien und beweglichen Gütern zugestanden. Diese zogen, von den Beherrschern von Senj, die Franka-pane, gerne aufgenommen, in diese Stadt. Die Uskoken, die auf den ihnen zugewiesenen, wilden ud gebirgigen Gründen nicht bestehen konnten, zerstreuten sich der Küste entlang und ließen sich an den günstigsten Plätzen nieder. Die Senjer bildeten sich bald zu Seefahrern aus; auch machten sie sich durch Beutezüge in das von den Türken okkupierte Hinterland immer wieder bemerkbar. Vorerst kapperten sie nur ottomanische Schiffe, um später — Zahn um Zahn — auch andere Schiffe anzugreifen und zu bezwingen. Die österr. Machthaber befaßten sich leider nicht genügend mit den mutigen, selbstbewußten Senjer Uskoken, sondern standen ihnen auch als Feinde gegenüber. Sie glaubten allseitigen Einflüsterungen und absichtlichen Vorspiegelungen von Interessierten, daher der Auftrag die Häuser der Uskoken in Senj zu requirieren, deren gesamte Adriaflotte zu verbrennen und die Uskoken selbst —• insoferne sie nicht rechtzeitig nach Neapel oder anderswo geflohen waren, — in das gebirgige Hinterland zu übersiedeln. Man wußte nicht, oder man vergaß, daß sich die Seemacht aller seefahrenden Nationen — bis in das späte Mittelalter hinein — aus der Metamorphose der Seeräuberschiffe entwickelte. Das Ende des XVII. und der Anfang des XVIII. Jahrh. kann als das heroische Zeitalter der Piraterei bezeichnet werden. Piraten hat es immer gegeben, gibt es 7 66