DIE WALDBESTÄNDE Der Wald ist das konservativste Gebilde der Natur, welches sich mit jeder Fiber gegen welch’ immer Schädigung wehrt. Die Bewahrung der Wälder, dieses kostbaren Gutes, sollte das erste Gebot des Naturschutzes bilden. Den lebendigen Wald, diesen Urquell der Gesundheit, Kraft und Frische eines Volkes, vermag nichts zu ersetzen. Über Waldungen äußerte sich René Chateaubriand (1768-1848) ein vielgereister und vielseitiger franz. Schriftgelehrter, wie folgt: »Les forêts précèdent les peuples, les déserts les suivent. Les forêts sont le thermomètre de la prospérité publique et de la richesse d’un peuple«. Seit dem ältesten bekannten Steinzeitmenschen war der Wald die wichtigste Bedingung für die Lebensexistenz der Menschheit. Der Wald ist die wichtigste Quelle der Wasserversorgung; er bietet Schutz gegen Naturereignisse, besonders gegen Hagelschlag Gußregen, und darauf folgende Überschwemmungen; der Wald bindet den Flugsand, er gewährt Gesundung und Erholung für Mensch und Tier. Die materiellen Vorteile, die Waldungen dem Menschen bieten, gehen schon aus den ganz oberflächlich anzuführenden Nutzungen hervor. Diese sind: Flechtreisig, Bandstäbe, Stöcke, Stiele, Schaufeln aller Art, Zaunspriegel, Zaun- Reb- und Baumpfähle, Brennhölzer, Wagen- Schwellen-Pflug- und Eggenbauholz, Schubkarren, Kahnkniee, Leitern, Werk- Gruben- Schwellen- und Bauhölzer für Wohn- und Wirtschaftsgebäude, Böttcher- Mühlen-Schleusen- Brük-ken- Waggon- Schiffbau, und Masthölzer, sodann Material für die Bau- und Möbeltischlerei, das Fournier-Sperrholz, die Parkettfußböden, das Pflasterholz, sodann Bretter, Pfosten, Piloten und Quadrate aller Dimensionen, schließlich Särge und Kreuze. Der Wald gibt den Menschen auch Baumfrüchte, Holzkohlen, Aschen, Knoppern, Gerberrinde, Färberhölzer, Balsam, Gummi, Harz und Blätter, den Tieren außerdem Eichelung und Buchelung. Seit erdenklichen Zeiten herrscht unter den Einwohnern der westlichen Provinzen Chinas, der Glaube, daß die bösen Geister in den Bäumen der Wälder hausen. Daher wird gegen die Geister seit Jahrhunderten ein erbitterter Kampf geführt, indem man sie ihrer Heimstätten — der Bäume und Wälder — beraubt. In diesen von Wäldern u. Bäumen entblößten Gebieten herrscht nicht nur Trok- 99