Türken zum Rückzuge gezwungen wurden. Die Pforte begann den Frieden anzutragen. Daraufhin kam ein KONGRESS der EUROPÄISCHEN MÄCHTE am 21. VII. 1718 in Pozarevac zustande, welcher den sobenannten Pozarevacer Frieden diktiert. Dem öster. Staate fielen weite Landstriche in Bosnien, Serbien samt Belgrad und dem Banat zu. Nach diesem Friedenschluß ereigneten sich in den Grenzdistrikten Meutereien und Empörungen. Die Ursachen sind in den unzureichenden inneren Einrichtungen der Grenzverwaltung, der Zwiespältigkeit der Administration, in religiösen und nationalen Streitigkeiten, zu suchen; alles hervorgerufen durch die Willkürherrschaft der fremdländischen Offiziere und Beamte. Den 8. Februar 1735 erschien ein sogenanntes REGLEMENT, woraus zu ersehen ist, daß »sogenannte Hajduken, 12.680 diensttaugliche Männer zur Verfügung standen. Von Husaren sind 2.338 dienstbare Männer ausgewiesen. Diese Husaren, Hajduken und die geworbenen Freikorps hatten mit der Landesmiliz nichts zu schaffen; sie wurden so wie die deutschen Regimenter geworben, in und außer Landes verwendet und nach der allgemeinen Ordonanz verpflegt«. Am 29. April 1737 erfloß das Warasdiner Grenzstatut. Dieses brachte in mancher Beziehung Erleichterungen allerart. Die allmähliche Schaffung des Soldatenstandes, des Exerzitiums u. der militärischen Disziplin, die Austeilung der Gewehre und des Lederwerkes, dann die Bestimmung der gemeinsamen Uniform anstatt ihrer Nationaltracht, erregten einigen Mißmut. Bei Gewöhnung an die militärische Verfassung verlor sich diese Verstimmung. Das Grenzvolk wurde hiemit aus einer irregulären Nationalmiliz, in eine REGULÄRE FELDTRUPPE umgestaltet und der österreichischen Armee angepaßt. Auch nach der Neuorganisation ist die Art der Administration beibehalten worden, weil das Land noch immer plötzlichen Angriffen ausgesetzt war. Die Bewohner der Militärgrenze waren in buntester Reihenfolge zusammengewürfelt, aus Flüchtlingen aller jener Gegenden und aller Schichten, welche ihre Heimat, Hab und Gut, wegen der Anstürme der furchtbaren Osma-nenhorden, oder aus sonst mittelalterlichen Gründen, verlassen mußten. Sie suchten sich einen neuen Herd zu gründen, um ein neues Leben beginnen zu können. Es darf daher nicht Wunder nehmen, wenn in der Sprache, den Sitten und Gebräuchen, illyrische, bizantinische, skipetarische oder türkische Spuren entdeckt werden. Die Militärgrenze war gewiß das schwerste Problem für die Regierungskunst. Diese große mächtige Organisation, die für Österreich und das übrige Europa Jahrhunderte lang von größter Wichtigkeit war, ist weniger bekannt,, als manche exotische Gegend. Die Beherrscher der Militärgrenze hielten sich an die Lehren des Phy-siokratismus (Agrikultur-System), d. h. jener wirtschaftlichen Theorie, nach welcher der Ackerbau allein produktiv, oder doch die ursprüngliche Quelle des Nationalreichtums ist. Die Offiziere hatten den strengen Auftrag darüber zu wachen, daß die Grenzer ihre Fel- 4 49