69 Schließlich sind zu erwähnen zwei Fragmente eines hübschen Tischträgers (Abb. 85) mit Löwenfüßen. Auf der Innenseite wiederholt sich das Motiv der Außenseite. Oben glatt abgeschnitten, rückwärts Randschlag. Den 27. Juni verbrachten wir auf der Ruinenstätte des alten Apollonia. Der etwas mehr Apollonia-als 8 Kilometer lange Weg führt zuerst westwärts durch die noch Ende Juni sumpfige Ebene. P ,a Die Friedhöfe der Dörfer, die wir passieren, weisen zahlreiche antike Architekturglieder auf. Hinter Radostina steigt der Weg über eine kleine Paßhöhe hinauf, und jenseits eines schönen Waldtales liegt der doppelköpfige Hügel der Akropolis von Apollonia vor uns. Ein kurzer Ritt brachte uns über den steilen Ostabfall auf die ölbaumbewachsene Südkuppe. Wie an keinem anderen Orte mußten wir hier die Kürze der zur Verfügung stehenden Zeit bedauern. Die Landschaft von Apollonia hinterläßt einen bleibenden Eindruck. Sie ist ganz griechisch in ihren Linien und Farben. Die sanft geschwungenen Hügelketten, die braune Ebene mit vereinzelten Baumgruppen und dahinter abschließend das dunkle Meer, darin der kahle ragende Fels der Insel Saseno und die blauenden Berge der akrokeraunischen Halbinsel. Zum Greifen nahe die Bucht von Valona, in der wir die italienischen Schiffe zählen können. Dazu dann der Reichtum an antiken Schätzen. Das Kloster Pojani allein birgt deren genügend, um ein kleines Museum zu füllen, und wieviel hat der Boden Apollonias bereits für die Fremde abgeben müssen. Hier hätte es tagelange Arbeit gegeben, und nur schweren Herzens beschränkte ich mich darauf, vor allem durch die Aufnahme eines Planes der Ruinen eine Grundlage zur Klärung der topographischen Verhältnisse zu gewinnen103). Nur der Rest der Zeit konnte in aller Eile den Einzeldenkmälern gewidmet werden und da auch nur den den bisherigen Besuchern entgangenen oder seither neu an den Tag gekommenen. Die Stadt liegt an dem nordwestlichen Ende des Pestjan genannten Hügelzuges. Ein doppelköpfiger Hügel erhebt sich etwa ioom über den Meeresspiegel, durch das Tal von Kriigjata von den Nachbarn getrennt. Während er gegen dieses steil abfällt, senkt er sich sanft nach Westen gegen das Meer zu. Das Stadtgebiet (Plan Abb. 86) umfaßt diesen ganzen Westabfall des Hügels und sein Umfang ist durch den Zug der Stadtmauer104) gegeben, deren Reste uns schon beim Betreten der Akropolis aufgefallen waren. Leider legte der Erhaltungszustand der Aufnahme ziemliche Schwierigkeiten in den Weg. Nur an wenigen Stellen ragen noch einige Steine aus der Erde empor, wie besonders auf der Höhe der Akropolis. Sonst ist die Mauer in der Regel zu einem sich nur wenig aus dem Terrain abhebenden Walle geworden, der durch die Vegetation von den anliegenden Äckern und Weiden absticht. Dichtes Dornengestrüpp hat sich auf ihm angesiedelt und hebt durch seine silbergraue Farbe die Mauerlinie aus der übrigen Landschaft. Wo dieser Erdwall einen Einblick ins Innere gestattet, wie an den Stellen, an denen ihn tief eingeschnittene Wege kreuzen oder man in jüngster Zeit nach Stein gegraben hat, zeigt es sich, daß unter der schützenden Erde noch beträchtliche Reste der Mauer aufrecht stehen, die durch Steine suchende Umwohner von Jahr zu Jahr vermindert werden. Über architektonische 85 : Tischträger in Fjeri. io3) Dieser ursprüngliche, in wenigen Stunden zustandegekommene Plan wird in Abbildung 86 durch eine von dem k. u. k. Fhr. Némedy verfertigte, in Einzelheiten allerdings nicht immer zuverlässige Aufnahme ersetzt. Eine frühere Aufnahme (falsch orientiert) bei A. Gilliéron, Monuments grecs publiés par l’association pour l’encouragement des études grecques en France 1877 n. 6 S. Il f. Abb. S. 13, wiederholt bei Heuzey, Les opérations militaires de Jules César, Paris 1886 S. 30 PI. m. Patsch a. a. O. S. 193 f. geht wenig auf die topographischen Fragen ein. Über Apollonia vgl.: Leake a. a. O. I S. 368 ff., Heuzey-Daumet a. a. O. S. 393 ff. Die historischen Nachrichten zusammengefasst bei Hirschfeld, Pauly-Wissowa RE s.v. Apollonia. 1°«) Kürzere Erwähnungen der Mauer, abgesehen von Gilliéron, bei Heuzey S. 394 und bei Leake I S. 362 ff., der die große Zwischenmauer bereits richtig erkannt hat.