35 einem Garten ein korinthisches und dorisches Kapitell später Zeit. Im Hotel Durazzo bei der Porta grande sah ich als Basen von Holzpfeilern zwei ionische Kapitelle aus Marmor von recht guter Arbeit. Über die Fundumstände dieser Stücke konnte ich nichts Genaues ermitteln. Im allgemeinen werden als Fundorte von Antiken immer die Vorstadt Exo-Bazari und das nördlich und östlich anschließende Gelände angegeben. Nur zwei wichtige Fundstellen aus römischer Zeit konnten genauer festgestellt werden. Am Ostabfall des Hügels von Stann (Plan Abb. 43 bei a), im Garten des A. C. Moissi, wurden vor einigen Jahren monolithe Säulen, ein dazugehöriges Kapitell und mehrere Fußbodenplatten aus Marmor gefunden. Die Säulenstümpfe und die Marmorplatten befinden sich noch an Ort und Stelle, das Kapitell (Abb. 46) wurde in den Garten vor dem fürstlichen Palast gebracht. Ebenfalls zu diesem Bau gehörig scheinen mir wenigstens zwei von jenen Säulen zu sein, die bei dem oben erwähnten, gerade unterhalb der Fundstelle liegenden Brunnen stehen, da sie denselben oberen Durchmesser von o-52 m zeigen. Die Mächtigkeit der Säulen lassen auf ein ansehnliches Gebäude, vielleicht auf einen Tempel, schließen. Der zweite, annähernd gesicherte Fundort ist jener der Ehrenbasis des L. Papius Fortunatus (S. 40 Abb. 48) außerhalb von Exo-Bazari neben der Straße nach Kavaja (Plan Abb. 43 bei c). Der durch diese Punkte gegebene Raum läßt sich durch weitere, schon von Heuzey mitgeteilte Beobachtungen näher umgrenzen. Die Wiesenflächen, die sich nördlich der jetzigen Stadt zwischen dem Abfall der Hügelkette und der Lagune hinziehen und sich in sanfter Neigung nach Osten herabsenken, zeigen durch zahlreiche Unebenheiten im Terrain und umherliegende Ziegelreste deutliche Spuren einer ehemaligen Besiedlung. Auch die Begrenzung eines gewaltigen Viereckes, dessen zwei anstoßende Seiten Heuzey von den jetzt allerdings verschwundenen Windmühlen sowohl nach Westen gegen die Hügel hin wie nach Süden bis zur Nordostecke der byzantinischen Umwallung verfolgte, läßt sich wenigstens in schwachen Spuren, jedoch deutlich im Gelände erkennen. Die von Norden nach Süden laufende Böschung hebt den Raum dieses Viereckes auffällig von den tiefer liegenden Marschen im Osten ab, die bereits zum Überschwemmungsgebiet der Lagune gehören und von der Bevölkerung zu Salinen verwendet werden. Die von Heuzey beobachtete Nordlinie ist zwar nicht mehr sichtbar, aber über diese Linie hinaus sind keinerlei Zeichen einer intensiven Besiedlung mehr vorhanden. Ebenso scheint die Talbucht zwischen dem Dorfe Stann und dem nördlich anschließenden Hügel Kote 70 (Plan Abb. 43) nicht besiedelt gewesen zu sein, da die in jüngster Zeit dort erfolgten großen Erdbewegungen, die den Boden an vielen Stellen bis zu einer Tiefe von 2m sichtbar machten, keine zusammenhängenden Kulturschichten zum Vorschein brachten. Alle diese Anzeichen sprechen daher dafür, daß wir in den von Heuzey beobachteten Trassen tatsächlich die nördliche und östliche Begrenzung des römischen Stadtgebietes zu erkennen haben. Wie weit dieses Gebiet nach Westen reichte, dafür haben wir nur einen Anhaltspunkt. Heuzey berichtet, daß man ihm als Fundort der Ehreninschrift CIL III 611 und dreier dekorativer Reliefs, von denen zwei offenbar Demeter und Kore (a. a. 0. T. 27, 2, 3) darstellen, das kleine Plateau westlich der türkischen Zitadelle (Plan Abb. 43 bei B) bezeichnete. Daß tatsächlich hier die westliche Grenze des Weichbildes der römischen Stadt sich befand und daß einzelne Stadtteile sich nicht etwa auf den südlichen Abfall des Küstengebirges und auf die davor gelagerte Küstenebene ausgedehnt haben könnten, beweisen neben eigenen, später S. 36 mitgeteilten Beobachtungen die in diesen Räumen gefundenen römischen Grabdenkmäler (A. E. M. XVI 1893 S. 246 f.). Die römische Stadt hatte 46: Kapitell in Durazzo. 5'