100 Einzig die vielen Bogumilensteine mit ihrer reichen, starke antike Beeinflussung verratenden Ornamentik erinnern an die alte Tradition. Die oben angedeutete Identifikation von Niksic mit dem Sanderva der Tabula, dem Andarba des Itin. Anton., dem Anderba des Ravennaten, gewinnt dadurch an Wahrscheinlichkeit, daß die Totalstrecke Scodra—Sanderva der Tabula von 81 römischen Meilen in auffallender Weise mit der von uns festgestellten Route Skutari—Niksic von 120 Kilometer Länge übereinstimmt. Nach zwei Stationen von Anderba aus hatte die bisher verfolgte Straße Anschluß an die große Binnenstraße, die vom Meer (Epitaurum—Ragusa vecchia) durch das Tal der Trebinjcica und der Drina an die Save (Sirmium—Mitrovitz) führte. Der Kreuzungspunkt war die in der Peutin-geriana als solcher gekennzeichnete Station Ad Zizio. Der Zug der Straße von Niksic durch das nordwestliche Montenegro hängt von der Ansetzung dieses Knotenpunktes ab, der bisher ohne ausschlaggebende Beweise bald mit Trebinje156), bald mit Bilek157), bald mit Gacko158) identifiziert wurde. Bilek läge am Ausgangspunkt einer über Stolac im Zuge der modernen Straße führenden Route, für deren Existenz die zahlreichen Spuren in Stolac, Fatnica und Orahovica'59) anzuführen sind, Gacko am Ausgangspunkt einer durch das Tal der Zalomka und über Nevesinje führenden Straße, deren Verlauf von Narona bis Nevesinje von Ballif a. a. O. S. 36 genau verfolgt wurde, und Trebinje endlich an einer Straße, deren Zug durch den Unterlauf der Trebinjcica und durch das Popovo polje bestimmt wird. Von diesen drei Ansätzen ist der mit Trebinje der zweifelhafteste, da einerseits nach den durch die Itinerarien überlieferten hohen Zahlen die Straße Narona—Ad Zizio— Epitaurum in einem weiten Bogen nach Norden abbog und anderseits die für Epitaurum—Ad Zizio in der Peutingeriana verzeichneten 50 römischen Meilen in der Entfernung Ragusa vecchia— Trebinje unmöglich unterzubringen sind1®0). Die oben erwähnte, vom Meer an die Save ziehende Binnenstraße kann von Niksic aus nur auf einigen wenigen, für eine Hauptstraße in Betracht kommenden Routen erreicht werden. Die eine führt über die Dugasenke direkt in das Gackopolje, die Entfernung Niksic—Gacko auf diesem Wege beträgt zirka 60 Kilometer, in der Peutingeriana erscheinen für die Strecke Sanderva—Ad Zizio 37 römische Meilen = 54-7 Kilometer. Der Ansatz von Ad Zizio im Gackopolje hat daher viel für sich, zumal auch die Entfernung Ragusa vecchia—Gacko zirka 75 Kilometer mit der Strecke der Peutingeriana Epitaurum—Ad Zizio 50 römische Meilen — 74 Kilometer auffallend übereinstimmt. Funde jedoch, die auf den Bestand einer antiken Straße zwischen Niksic und Gacko hin-weisen würden, sind bisher nicht bekannt geworden. Ein anderer natürlicher Zugang von Niksic nach Bosnien ist der in ziemlich gerader nordwestlicher Richtung in einer Furche laufende Weg über Nikolici, Mila-Gora, Vrbica nach Plana nördlich von Bilek, wo sich heute die beiden modernen Hauptstraßen von Bilek nordwärts und von Stolac ostwärts kreuzen. Die Strecke Plana—Niksic wäre die natürliche Fortsetzung der Straße Stolac—Plana. Auf dieser Linie sollen bei Vrbica an der bosnisch-montenegrinischen Grenze nach Aussage des k. u. k. Zivilkommissärs in Niksic Dr. Blum Ziegelreste und andere Funde auf eine antike Ansiedlung schließen lassen. Bilek selbst erreicht man von Niksic am schnellsten, wenn man zuerst die neue Fahrstraße bis Podbozur und dann den Reitweg über Klenak benutzt. Auf dieser Strecke wurden nun im Rijecansko Groblje bei Rijecani zirka 7 Kilometer westlich von Podbozur zahlreiche antike Gegenstände, wie Inschriftsteine, Architekturglieder, Tongefäße, ausgegraben, von denen zwei Grabinschriften von Vulic (Österr. Jahreshefte XII 1909 Beiblatt 201 f.) mit falscher Angabe des Fundortes, Viljuse statt Rijecani, veröffentlicht wurden. 'S6) Tomaschek, Mitt. d. Geograph. Gesellschaft in Wien 1880 S. 553; Miller, Itiner. Romana Sp. 468; Kiepert, Form. orb. ant. Taf. XVII. J57) Evans a. a. 0. S. 93. 'S8) v. Domaszew; ki, Westdeutsche Zeitschr. XXI 1902 S. 172; Patsch, W. M. B. H. VI 1899 S. 262. ■59) Ballif-Patsch, Römische Straßen in Bosnien und Herzegowina 1 S. 38; Evans a. a. 0. S. 92. l6°) Der von Miller gewählte Ausweg, die Straße von Trebinje (Ad Zizio) zurück nach Westen ans Meer bis Slano (Asamo) und dann längs der Küste bis Ragusa vecchia zu führen, beruht nur auf willkürlichen Vermutungen.