101 Wir haben keinen Grund, zu zweifeln, daß das in der einen Inschrift genannte Kastell Salthua mit der an der Fundstelle vorauszusetzenden antiken Ansiedlung auch identisch ist. Wenn wir nun in einer Gegend, in der wir möglicherweise den antiken Straßenzug Sanderva—Ad Zizio zu suchen haben, ungefähr 27 Kilometer von Niksic entfernt, ein Kastell namens Salthua finden, so ist die Versuchung groß, diesen Namen mit der 17 römische Meilen 25 Kilometer westlich von Sanderva liegenden Station Salluntum II der Peutingeriana in Verbindung zu bringen, noch dazu, wenn eine Verschreibung in der Peutingeriana deswegen leicht möglich wäre, weil die zweite Station südlich von Sanderva im Polje von Danilovgrad (s. S. 98) ebenfalls Salluntum genannt wird und zwei Orte gleichen Namens, kaum 50 Kilometer voneinander entfernt, auffällig sind. Doch wird die Gleichsetzung Salthua—Salluntum ebenso lange hypothetisch, wie das Suchen nach der Nachbarstation Leusinio, die von Domaszewski (a. a. O. S. 172) mit dem CIL III 10159 genannten Kastell der Daesi-tiaten identifiziert wurde, aussichtslos bleiben, bis nicht unzweifelhafte Funde für eine der beiden Straßenrouten die Entscheidung bringen werden. Von der Verbindungsstraße Risinium (Risano)—Anderva haben sich nach Tomaschek (a. a. O. S- 553) und Jirecek (Die mittelalterlichen Handelsstraßen S. 72) in der Bijelagora und im Grahovo-polje deutliche Spuren gefunden. Am Kastell Salthua (RijeCani) kann diese Straße jedoch nicht vorbeigeführt haben, da sie dabei unnötig weit nach Norden abbiegen würde. Das Kastell kann nur entweder an der Hauptstraße Anderva Ad Zizio selbst oder an einer Seitenstraße liegen, die die Hauptstrecke mit jener Küstenstraße verbindet. Für alle diese Fragen neues Material beizubringen, wurden wir leider durch das andauernd schlechte Wetter gehindert. Wir gelangten nur bis Viljuse, das jetzt durch eine neue Fahrstraße erreichbar ist. Hier konnten wir einerseits den oben erwähnten Irrtum betreffs der Lage des Kastells Salthua richtigstellen, anderseits hörten wir von dem hier stationierten k. u. k. Oberleutnant Schröder, daß anläßlich von Straßenbauten bei Nanove im Grahovopolje Spuren einer Römerstraße zum Vorschein kamen. Augenscheinlich gehören diese Reste dem Straßenzug Risinium—Anderva an. Wir haben übrigens Spuren dieser alten Straße an mehreren Stellen der von Nikiid westwärts nach Risano führenden Straße wahrnehmen können. Nachdem wir in Viljuse zwei Tage vergeblich auf ein Nachlassen des unaufhörlichen Regens gewartet hatten, marschierten wir am dritten über den Kosmac nach Trebinje, um von hier aus mit der Bahn in die Heimat zu gelangen.