54 werden zu können, scheint mir anderseits der von Drexler a. a. 0. S. 2730 ausgesprochene Zweifel an der Deutung des von Heuzey in Philippi aufgefundenen Felsenreliefs64) unberechtigt zu sein. Daß der Menkultus auf dieser großen Verbindungsstraße zwischen Orient und Rom nach Westen gelangte und hier Spuren hinterlassen hat, ist ja an sich nicht unwahrscheinlich. An der Außenfläche des Südwesteckturmes ist in etwa 4m Höhe ein Stück einer gewölbten Kassettendecke eingemauert, das beistehend in Zeichnung (Abb. 65) wiedergegeben wird. Aus gelblichem Kalkstein, o'45m breit, o'5öm hoch. Von dem äußeren Rahmen leiten zwei Wellenprofile zu der vertieften Innenfläche über. Hier eine aus einem Akanthoskelche hervorsprossende Blüte. Das Stück bildete den Teil eines Tonnengewölbes, wie wir es z. B. an dem kleinen Tempel in Spalato65) finden, doch ist dort der Schmuck der Kassetten viel reicher. Schließlich kann noch erwähnt werden, daß an dem großen Brunnen auf dem inmitten des Bazars gelegenen Platze einige antike glatte Säulen mit Wulst wiederverwendet sind. Ähnliche sind auch sonst mehrfach in den Häusern und Höfen anzutreffen. Das Bestehen einer antiken Niederlassung an der Stelle von Elbassan steht somit außer Zweifel. Daß auch das Kastell selbst noch dem ausgehenden Altertum angehört, glaube ich mit Sicherheit annehmen zu dürfen. Es entspricht der ganze Aufbau der Umfassungsmauer einer Reihe von Befestigungsbauten der antiken Welt. Gerade in den von uns bereisten Gebieten ist diese Kastellform nicht allein durch Elbassan vertreten. Es finden sich hier mehrfach Bauten, deren Grundriß sich auf denselben Typus zurückführen läßt. Am nächsten kommt Elbassan das von uns bereits S. 12 f. beschriebene Kastell von Vigu in der Mirdhita (Abb. 19). Wie in Elbassan, so sind auch hier die Türme außen an die Mauer angesetzt, was insbesondere bei den quadratischen Ecktürmen auffällt. Einen ähnlichen, nur einfacheren Grundriß verraten dann die geringen Reste des Kastells von Puka in der Mirdhita66), das sich als quadratischer Bau mit Rundtürmen an den vier Ecken darstellt. Auch das ebenfalls von Nopcsa a. a. O. S. 186 beschriebene Kastell von Ibalja hatte dieselbe Grundrißform. Ferner muß in diesem Zusammenhang das von Hahn67) beschriebene Kastell von Bastowa an der Skumbimündung angeführt werden, auch wenn Hahn dasselbe ohne weitere Begründung anscheinend der fränkischen Zeit zuweist und wir leider nicht in der Lage waren, es selbst untersuchen zu können. Er beschreibt es als einen viereckigen Bau von etwa 60m Länge und 90m Breite mit vier runden Türmen an den Ecken und einem viereckigen Turme in der Mitte von drei Seiten. An der Westseite sei statt dessen ein Tor. Auf dem nahen Kirchhof befinde sich ein Stein mit gut gehauenen byzantinischen Verzierungen, vielleicht ein Pilasterkapitell und mehrere Säulenrudera, die das Aussehen antiker Grabstelen haben. Das von uns auf der zweiten Reise untersuchte Kastell von Niksic (vgl. S. 99 Abb. 116), in dem Evans eine spätantike Anlage erkannt hat, entspricht in der allgemeinen Verteilung der Tore an drei Seiten dem Kastell von Elbassan, unterscheidet sich von ihm durch die Art, wie die Türme nicht außen angesetzt sind, sondern die Mauer durchdringen. Ferner sind hier zwei Bauten zu erwähnen, die zwar nicht denselben regelmäßigen Grundriß aufweisen, wie die bisher angeführten, die mir aber nichtsdestoweniger doch in dieselbe Gruppe zu 65: Steinkassette aus Elbassan. 64) Heuzey a. a. O. S. 83 f. und 459, T. IV 1 und Revue arch. n. s. XI 1865 S. 456 ff.; Perdrizet a. a. O. S. 94 Anm. und S. 76. ®5) Niemann, Diokletianspalast S. 80 ff.; Hébrard-Zeiller, Spalato Le palais de Dioclétien S. 100 ff. 66) Nopcsa, W. M. B. H. XII 1912 S. 185 Fig. 40; M. Lambertz, Anzeiger der phil.-hist. Klasse der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften in Wien 1916 n. XX S. 23. ®7) Alb. Studien S. 118; K. Jirecek, I. A. F. I S. 153; Heuzey, Les operations militaires de Jules César S. 41 setzt das Kastell in byzantinische Zeit.