57 in unseren Gebieten bei den Kastellen von Puka und Ibalja fanden. Es sind nun von Prokop erwähnte Erneuerungsbauten Justinians am Balkan tatsächlich erhalten. Ich hebe nur zwei, beide im Gebiete der Dobrudscha liegend, hervor. Der eine, das befestigte Standlager von Troesmis80), gehört nach Prokop de aed. 307, 48 zu den von Justinian wiederhergestellten Kastellen und ist uns in dieser Wiederherstellung erhalten. Wir finden hier in der Anlage der Umfassungsmauer auffallende Analogien zu Elbassan. Die Form der Zwischentürme ist dieselbe, ebenso die der Eck.türme. Dann das Kastell Ulmetum8'). Wie wir aus Prokop 293, 17 ff. erfahren, ist der Ort, nachdem sich die Slawen dort festgesetzt hatten, ganz verödet, so daß nur der Name allein noch übriggeblieben war. Dieses Kastell ließ dann Justinian von Grund aus wieder auf bauen. Das von Pärvan freigelegte Kastell hat zwar nicht die regelmäßige Grundrißform von Elbassan, weist aber doch die für Elbassan charakteristischen Zwischentürme und die runden Ecktürme auf. Eine ganze Reihe justinianischer Befestigungsbauten kennen wir dann aus Nordafrika, über welche zusammenfassend Ch. Diehl82) gehandelt hat. Hier finden wir alle die Eigentümlichkeiten unserer albanischen Kastelle wieder, die bald quadratischen, bald runden Ecktürme, die hier fast immer rechteckigen Zwischentürme. Im allgemeinen scheinen sowohl Eck- als Zwischentürme immer außen angesetzt zu sein. Nur einige Beispiele seien aus der großen Zahl hervorgehoben. So steht inmitten der römischen Ruinen von Timgad ein justinianisches Kastell, das im wesentlichen dem von Vigu entspricht, Diehl a. a. O. S. 200 Abb. 37; einen ähnlichen Typus stellt das Kastell von Tobna dar, ebenda S. 216 Abb. 48, oder der Ksar-Belezma, ebenda S. 251 Abb. 52, die Zitadelle von Ras-el-Oued (Thamalla) S. 255 Abb. 55 usw. Für das unserem Reisegebiete entspringende Neu-Epirus nennt Prokop 277 f. eine lange Reihe von durch Justinian teils erneuerten, teils neu errichteten Befestigungsbauten. Leider ist mit den meisten der 58 Namen, die Prokop hier bringt, nicht viel anzufangen. Viele sind sicherlich in veränderter Form auf uns gekommen, und wir vermögen nur die wenigsten mit sonst überlieferten Namen in Verbindung zu bringen. Nichtsdestoweniger bin ich der Meinung, daß wir die Namen der meisten unserer illyrischen Kastelle in Prokops Liste zu suchen haben, wenn es auch dermalen kaum möglich ist, den einzelnen ihren Namen wieder zu geben, daß also die Mehrzahl unter ihnen auf Justinian zurückgehen. Man möchte nun gern auch das Kastell Elbassan der Tätigkeit dieses Kaisers zuschreiben. Doch da läßt uns Prokop in Stich, der Name Scampa fehlt in seiner Liste. Erwägen wir, daß uns die letzten Erwähnungen von Scampa spätestens in die ersten Regierungsjahre Justinians führen (vgl. oben S. 48 Anm. 57) — Konstantinos Porphyrogennetos, der nicht die Verhältnisse seiner Zeit bringt, sondern den Hierokles ausgeschrieben hat, ist nicht zu zählen —, daß der Name dann verschwindet und das Kastell nachher anscheinend kaum mehr eine Rolle gespielt hat, so würden wir als möglichen Zeitraum für die Entstehung desselben etwa die Zeit von 300 bis spätestens 530 n. Chr. annehmen können. Antike Denkmäler in Sin Jon. Am Nachmittag des 19. Juni ritten Buschbeck und ich durch die Fusa Mbretit nach dem eine gute Stunde westlich von Elbassan gelegenen Kloster des heiligen Johann Wladimir (Sin Jon). An der rechten Seitenwand der Kirche sind neben mittelalterlichen Inschriften83) einige antike Steine eingemauert (Abb. 66). Es sind hauptsächlich wenig bedeutende architektonische Bruchstücke später Zeit. Unter ihnen seien die folgenden hervorgehoben: 80) J. Weiß, Die Dobrudscha im Altertum; Zur Kunde der Balkanhalbinsel, Reisen und Beobachtungen Heft 12 S. 49 ff., hier die Literatur; Plan bei Durm, Baukunst der Römer S. 433 Fig. 487. 81) A. Weiß a. a. 0. S. 47; Plan bei Pärvan, Arch. Anzeiger XXX 1915 S. 23 f. Plan 1. Sl) a. a. 0. S. 145 ff. ®3) Hahn a. a. O. S. 82 ff. und 119 f.; Aristarchis 'EW.. (fiX. G’jXa. XIII 1879 S. 97 ff.; v. Thallöczy-Jirecek, I. A. F. S. 128; Heuzey-Daumet a. a. 0. S. 347; Ippen, W. M. B. H. X 1907 S. 67 ff. 8