12 Tumuli zwischen Laci und Naraci. Das Kastell von Vigu. Bronzeapplike (Abb. 18), darstellend einen Pantherkopf, o‘03Sm hoch, 0-045m breit. Hinten glatt abgeschnitten saß die Applike auf einem Gerät auf. In dem weit aufgerissenen Rachen die Reste eines eisernen Ringes. Das gefleckte Fell ist durch aus anderem Metall (Silber?) eingesetzte Kreise wiedergegeben. Aus dem Valsugana eine lebensgroße Hand aus Marmor, ziemlich mäßige römische Arbeit. Ferner soll eine reiche Münzensammlung vorhanden sein, die uns jedoch unzugänglich blieb. Am Abend des 7. Juni waren die Vorbereitungen für den Marsch nach dem Süden beendet, und während am nächsten Morgen der Großteil der Expedition mit der Tragtierkolonne die gerade Straße durch die Zadrima nach Alessio zog, verließen Haberlandt und wir zwei Archäologen Skutari in südöstlicher Richtung und überschritten auf einer Fähre den nach den Frühjahrsregen noch wasserreichen Kiri. Wir wollten bei Vaudenjs den Drin überschreiten und dann das Gjadrital aufwärts reiten bis zu dem Dorfe Vigu, bei dem ein von Träger entdecktes römisches Kastell unser vorläufiges Ziel bilden sollte. Der Ritt war für uns in mehr als einer Hinsicht eine gute Schule. Vor allem lernten wir, daß die Länge eines Weges hier anders abgeschätzt werden müsse als unter den uns gewohnten Verhältnissen. Der nächste Weg nach Vaudenjs erwies sich als ungangbar, da die Ebene am linken Ufer der Drinasa noch auf weite Strecken unter Wasser stand, und zwang uns zu einem weiten Umweg über die Dörfer Gurizi und Jubanj am Fuße des mächtigen Kalkstockes des gleichnamigen Berges. Endlich um Mittag standen wir am Drinufer gegenüber von Vaudenjs. Nur ein primitiver Einbaum vermittelt hier den Verkehr über den mächtigen Strom, der hier zum letzten Male, bevor er sich entfesselt in die Ebene ergießt, eingeengt zwischen mächtigen klotzigen Felsbergen dahinschießt. Erst nach zweistündiger Arbeit hatten wir Pferde und Gepäck drüben in dem von den Serben auf ihrem Rückzuge gänzlich niedergebrannten Dorfe. An Laci vorbei zogen wir dann durch eine kleine sumpfige Ebene. Halbwegs zwischen diesem Orte und Naraci notierten wir eine Anzahl von kreisrunden, noch etwa 2m hohen, durchschnittlich etwa 15 bis 20m im Umfang messenden Tumuli. Knapp vor Naraci bogen wir ins Gjadrital ein. Ein Steig, erst hoch über dem Flusse in den Fels eingemeißelt, dann in spärlichen Spuren bald am rechten, bald am linken Ufer des Flusses führend, brachte uns gegen Abend zu den zerstreuten Häusern von Vigu. Das hoch über dem Tal gelegene Pfarrhaus, ein turmartiger Wehrbau wie alle anderen Häuser, nahm uns gastfreundlich für die Nacht auf. Am nächsten Morgen geleitete uns der Pfarrer Pater A. Pashko Bardhi selbst hinab ins Tal zu der etwa 3 Kilometer weit entfernten Kastellruine. Sie liegt in dem mit weiten Schottermuren erfüllten Flußbette des Gjadri, dort, wo bei der Einmündung der Voma eine Art von Insel inmitten der Schotterwüste entsteht. Eine weite saftiggrüne Wiese, Livadhet e Gjytetes, „Stadtwiese“2I) genannt, führt zur Ruine, die sich als festumschlossenes, gestrüppbewachsenes Rechteck abhebt. Der Volksmund nennt sie Kalaja e Kastres, in welchem Namen sich das lateinische Wort Castrum erhalten hat. Das Kastell22) (Plan Abb. 19), das sich als Bau von regelmäßigem Grundriß darstellt, ist in seiner von Türmen bewehrten Außenmauer zum Teil noch gut erhalten. Sie ist 2‘6om dick und 2I) Mit dem Ausdruck Gjyted, der dem lateinischen 22) Träger, Ethnogr. Zeitschrift XXXIII 1901 S. (51); civitas entspricht, bezeichnet der Volksmund in der Regel Nopcsa, W. M. B. H. XI 1909 S. 82 ff. Fig. 1; Th. Ippen, antike Ruinenstätten. Abh. d. k. k. geogr. Gesellschaft VII 1908 S. 54.