87 ist noch ein i'40m breiter Durchlaß in der Südostmauer erhalten. Der Grundriß der Mauer ist höchst einfach, ohne Türme schmiegt sie sich eng den Krümmungen und Vorsprüngen des Steilabfalles an. In der zwischen den beiden Hügelrücken eingesenkten Mulde ragen aus den Grasflächen deutliche Spuren von Mauern in gleicher Bauart heraus, die wohl zu stattlicheren Hausanlagen gehören werden. Auf dem ganzen Berg, besonders an der Westseite, wo ein Rinnsal sich in die rote Dolinenerde eingefressen hat, stößt man auf Scherben der mannigfachsten Art. Wir lasen auf: Scherben der auch sonst (Zgorzes, Marglid, Kalaja Samoborit)beobachteten handgemachten rohen, einheimischen Keramik aus schwarzem, ungeschlemmten, stark kristallhältigen Ton, dessen Oberfläche manchmal poliert erscheint, dann Gefäßteile und Böden von attischer Importware mit sehr feinem schwarzen Firnis und hellenistischer Reliefkeramik; endlich Scherben von römischen tongrundigen Gefäßen und Henkel großer römischer Vorratsamphoren, davon einen mit leider ganz verwaschenem Stempel. Wir sehen also, daß diese Ansiedlung etwa vom vierten Jahrhundert v. Chr. an bis in die römische Zeit hinein bewohnt gewesen ist. Unzweifelhaft geht die Bauanlage in die erste Zeit der Besiedelung zurück, sie unterscheidet sich in ihrer Unbeholfenheit deutlich von den entweder von Griechen gebauten oder zumindestens von griechischer Bauweise beeinflußten Mauern anderer der vorrömischen Zeit angehörender Ansiedlungen wie Meteon, den Ruinen von Zgorzes und Marglic, so daß wir in der Gjytet von Gaitani den ersten Vertreter einer altillyri-schen, von der griechischen Bauweise unbeeinflußten Ansiedlung zu erkennen haben. Daß dieser Typus, von dem wir noch zwei Beispiele, die Ansiedlung von Marsenjt (S. 89) und die Kalaja Samoborit (S. 91) ausführlicher zu beschreiben haben werden, nicht auf Nordalbanien allein beschränkt ist, sondern auch in anderen von Illyrern bewohnten Ländern vorkommt, beweisen die gleichartigen Siedelungsanlagen in Dalmatien, während z. B. die prähistorischen Wallburgen in Bosnien136) oder die istrischen Kastelliere'37), deren Befestigungsringe, in der Regel den abgeflachten Gipfel eines Hügels umgebend, sich nicht als Mauern, sondern als Steinwälle darstellen, deutlich verschieden sind. Wir danken die Kenntnis der dalmatinischen Anlagen einem dem k. k. archäologischen Institute vorliegenden, noch ungedruckten Berichte von L. Jelid, welcher eine ganze Reihe von ihnen untersucht hat. Als Beispiel sei hier der Kartellier von Bak bei Vrana hervorgehoben. Er gleicht den nordalbanischen Hochstädten in der typischen Ummauerung eines zweigipfeligen, schwer zugänglichen Hügels mit einer geräumigen Einsenkung in der Mitte. Auch die Mauertechnik scheint nach den vorliegenden Aufnahmen dieselbe zu sein. Ähnliche Anlagen erwähnt Jelid für Modric bei Seline am Podgorsko More, Venac bei Ljuba, Prispa bei Posedarje, Trojangrad bei Tinj, 104: Mauer der Gjytet von Gaitani. I36) Z. B. F. Fiala, W. M. B. H. IV 1896 S. 94 ff.; Radimsky, ebenda S. 101 ff. *37) z. B. die der typischen Kastelliergruppe von Pizzughi bei Parenzo, Atti e memorie della società istriana di archeologia e di storia patria 1898 S. 225 ff. ; Gnirs, Das Gebiet der Halbinsel Istrien in der antiken Überlieferung S. 1 ff.