27 Am io. Juni zogen wir, zum Teil schon die neue Straße benützend, auf weite Strecken noch auf dem alten, in elendem Zustande befindlichen türkischen Pflasterweg südwärts, den Westabhang der bewaldeten Malcija Lesit entlang, zu dem breiten Flußbett des Mat, überschritten diesen bei Pezana und marschierten dann über Miloti und Laci durch das urwald- und sumpfbedeckte Land südlich des Mat bis zu dem anmutig in einer Waldlichtung gelegenen Dorfe Mamuras. Hier bogen wir dann östlich ab und erreichten aus den Urwäldern und Sümpfen den Westabfall des Mali Kruis hinansteigend, am Abend des 12. Juni die in üppige Ölhaine gebettete Bergstadt Kruja. Kruja. Nach der fiebergeschwängerten Gluthitze von Alessio und den Anstrengungen des Marsches war der Aufenthalt hier oben in der kühleren Bergluft der an 600m über dem Meere gelegenen Stadt wie eine Erlösung. Zu diesem Eindruck kam noch der höchst eigenartige, reizvolle Anblick der Stadt, deren malerische Häuser und Kuppeln anmutig zwischen uralten Ölbäumen und dunklen Zypressen verstreut den Bergabhang hinanziehen. Einzig ist die Fernsicht von hier oben auf das ganze Küstengebiet Nord- und Mittelalbaniens von den Höhen Montenegros an bis zu den fernen Bergen der akrokeraunischen Halbinsel. Kruja liegt in der Landschaft, an der schon seit dem Altertum der heutige Name des ganzen Landes haftet. In das Bergland südöstlich von Lissos verlegt Ptolemaeus III 12, 17 den illyrischen Stamm der Albaner mit ihrem Vorort Albanopolis. Der Name Albanopolis ist auch weithin dem mittelalterlich-griechischen Bistum Arbanum (Albanon) verblieben, das bis ins dreizehnte Jahrhundert als mit dem von Kruja identisch angenommen wird34). Dezdevizes (Geogr. anc. de Macedoine S. 228) wollte daher Kruja mit dem Albanopolis des Ptolemaeus identifizieren, ohne tatsächliche Anhalts- 3*) v. Sufflay, Die Kirchenzustände im vortürkischen Albanien. J. A. F. I S. 188 ff.; v. Thallöczy-Jirecek, ebenda S. 125 ff. 4*