6i der Körper einer erhöhten, jetzt nicht mehr benutzten Dammstraße feststellen. Ich nehme an, daß die Straße nach Berat führte, obwohl ich weiter im Süden keine weiteren Andeutungen davon angetroffen habe; allerdings sind wir nicht im Devolital selbst geritten, durch das sich die Trasse möglicherweise zog, sondern auf den das erstere westlich begleitenden Höhen. In Gostima87) verbrachten wir unter schattigen Feigenbäumen bei einer Quelle die glühend heißen Mittagsstunden, überschritten dann die jetzt nur wenig Wasser führende Gostima, einen von Norden kommenden Nebenfluß des Devoli, und kamen damit auf dessen rechtes Ufer. Schöner alter Eichen- und Buchenwald nahm uns für viele Stunden unter ein dichtes Dach, durch das die Sonnenglut nur gemildert durchzudringen vermochte. Wir ritten immer am Kamme der den Devoli westlich begleitenden Höhen. Die Ortschaften, die die Karte hier verzeichnet, blieben alle ungesehen im Waldesdickicht, und nur hie und da verriet Hundegebell ihre Nähe. Nach der Karte hatten wir uns die Ortschaft Velasuka als Nachtlager ausersehen, waren aber dann sehr froh, gegen Mitternacht endlich die Häuser von Kajani aus dem Dunkel auftauchen zu sehen. Velasuka ist nämlich in der Generalkarte etwa um io Kilometer zu weit nördlich eingezeichnet. Wir passierten das Dorf am nächsten Vormittag. Der Wald ist hier gelichtet und wechselt mit Wiesen und Feldern. Mittags erreichten wir Kozara, wo eine alte, viel geflickte Barke die Überfuhr über den Devoli besorgt. Ferne im Süden leuchteten bereits auf einem schroffen Kalkkegel die weißen Häuser und Mauern der Zitadelle von Berat, doch erst bei Sonnenuntergang ritten wir durch den engen, tiefen Durchbruch des Ljumi Beratit unter den verfallenden Mauern der Zitadelle in den Kessel von Berat, der eines der prächtigsten Landschaftsbilder ganz Albaniens darbietet. Anders als Patsch im Jahre 190088), der hier Schritt für Schritt überwacht wurde, konnten wir uns in Stadt und Umgebung frei bewegen. Während Patsch infolgedessen, abgesehen von einigen zerstreuten Antiken, keine Anzeichen einer antiken Niederlassung feststellen konnte, hat nun die Untersuchung der Hochstadt von Berat an mehreren Stellen, insbesondere in der Gegend des Tores, unzweifelhafte Überreste einer antiken Befestigungsanlage ergeben89). Die Zitadelle von Berat90) hat eine recht beträchtliche Ausdehnung und umfaßt ein ganzes, noch jetzt bewohntes Stadtviertel mit zahlreichen frühen Kirchen in ihren hohen, zinnengekrönten Mauern, die durch 20 Türme verstärkt werden. Der südöstliche Teil bildet eine eigene Befestigungsanlage mit 4 Türmen. Die Zitadelle hat kein Quellwasser und die Einwohner sind 87) Bei Belis im Berglande westlich von Gostima hat Oberstleutnant G. Veith, wie er mir freundlichst mitteilte, auf einem isolierten Hügel die Ruinen einer antiken Hochstadt aufgefunden. 88) Sandschak Berat S. 125 ff. s9) Auf dieselben hat schon Leake, Travels in northern Greece I S. 354 aufmerksam gemacht. 9°) Boue, a. a. 0. I S. 547; M. Ekrem Bey Vlora, Aus Berat und vom Tomor; Zur Kunde der Balkanhalbinsel, Reisen und Beobachtungen, Heft 13 S. III. Antike Reste in Berat.