Schon in den Tagen, da die k. u. k. Truppen in siegreichem Vormarsch von dem montenegrinischen Berglande südwärts nach Albanien vordrangen und damit den Zaubergürtel der Abgeschlossenheit, der bis vor kurzem noch das Land umgab, zerbrachen, reifte der Plan, die neuerschlossenen Gebiete wissenschaftlich zu durchforschen. Es ist vor allem den Bemühungen der Herren Professoren: Hofrat Dr. E. Beisch, des Direktors des k. k. österreichischen Institutes, Hofral Dr. v. Karabacelc, des Direktors der k. u. k. Hofbibliothek sowie Begierungsral Dr. M. Haberlandl zu danken, wenn am 19. Mai 1916 eine hauptsächlich aus Vertretern der historischen Wissenschaften zusammengesetzte Expedition die Beichshauptsladt verlassen konnte. M. Lamberlz vertrat in ihr die albanische Sprachwissenschaft, A. Haberlandt die Volkskunde, E. Buschbeck die neuere Kunstwissenschaft, F. Kidric die Slawistik. Als Archäologen nahmen die beiden Verfasser des vorliegenden Berichtes teil, von denen sich Schober hauptsächlich mit den Inschriften, Praschniker mit den Baudenkmälern beschäftigen sollte. Die Kosten der Expedition wurden zum Teil vom k. k. Ministerium für Kidlus und Unterricht, zum Teil von der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften und dem k. u. k. Oberstkämmereramt getragen. Dem Beiseplane nach sollte von Callaro aus durch Montenegro und Albanien südwärts gegangen werden bis Elbcissan, von dorl dem Laufe der Via Egnalia östlich über das Gebirge gefolgt und dann durch All- und Neuserbien die Heimreise angelreten werden. Da jedoch schließlich die Beise auf das von k. u. k. Truppen besetzte Gebiet beschränkt werden mußte, wurde für den Weg nach Serbien der schwierige Marsch durch die nordalbanischen Alpen gewählt. Für die Verfasser kam dieser Teil der Beise nicht mehr in Betracht, da Schober aus Berufsrücksichlen schon früher die Beise hatte unterbrechen müssen und Praschniker erkrankt im Epidemiespital von Skutari zuriickblieb. Dies sowie auch verschiedene andere. Umstände ließen in der Folge für die Archäologen eine zweite Beise eds sehr wünschenswert erscheinen. Die erste Beise war, wie geplant, von allen Teilnehmern fast immer vereint zuriickgelegl worden, und wenn das auch für die Beise selbst beträchtliche Annehmlichkeiten zur Folge halle, so zwang es anderseits in bezug auf Zeiteinteilung und Boule zu gegenseitigen Zugeständnissen, sodaß auf dem Gebiete der Archäologie am Schlüsse der Beise noch Beträchtliches zu dem allgemeinen Überblick fehlte, den sie uns vermitteln sollte. Auch halte die wissenschaftliche Vorbereitung nur recht flüchtig sein können, da mehrere der Teilnehmer die Beise unmittelbar von ihrer Truppe aus hallen antrelen müssen. Leider verzögerte sich das Zustandekommen dieser zweiten, ausschließlich vom k. k. Ministerium für Kultus und Unterricht veranstalteten Beise so sehr, daß die Verfasser Wien erst zu einer Zeit verlassen konnten, da die günstige Herbstreiseperiode für Albanien bereits verstrichen war und die Begenzeil eingesetzt hatte, die die Flüsse und Bäche zu unüberschreilbaren Hindernissen macht, weite Strecken des Küstenlandes unter Wasser selzt und gänzlich unwegsam werden läßt. I*