20 Vom Tor an folgt die Mauer den zum Teil felsigen Abhängen der erwähnten Fläche in deutlich kenntlichen Spuren — nach 50 m ein Turm — und biegt dann in stumpfem Winkel nach Südwest. Auch hier stellenweise Unterbau aus riesigen Konglomeratquadern. Nicht klar wurde die Anlage eines dann folgenden Turmes. Es waren hier anscheinend zwei Türme treppenförmig übereinander gesetzt, da in derselben Mauerlinie an zwei Stellen Quadern mit Randschlag in situ einander folgen. Das anschließende Mauerstück ist dann sehr schlecht zu verfolgen, erst wenige Meter von der Stelle, an der sich die oben (S. 18) erwähnte mittlere Verbindungsmauer ablöst, läßt sich die Mauer wieder mit Außen- und Innenkante feststellen. Die Verbindungsmauer ist in ihrem ganzen Verlaufe deutlich zu erkennen. Auch sie war mit Türmen bewehrt, von denen noch mindestens drei festgestellt werden konnten. Das noch erübrigende Stück der Außenmauer, hinab bis zum Drin, ist zwar im Verlauf überall gesichert, doch zu sehr zerstört, um Einzelheiten erkennen zu lassen. Die hier im Plane eingezeichneten Türme sind nur aus den Richtungsänderungen und reichlicheren Trümmermassen erschlossen. Erst bei der großen Platane vor dem Nordausgang der Stadt ist wieder der Rest eines Turmes (Abb. 27), verbaut in eine spätere, anscheinend mittelalterliche Befestigungsmauer, die die Neustadt an ihrer Ostseite deckte (vgl. den Plan), und am Drinufer die Nordwestecke der Stadtmauer mit einem jetzt vom Wasser überspülten Turm kenntlich. Die von uns beschriebenen Mauern bilden, wie schon festgestellt, ein einheitliches, gleichzeitig entstandenes Ganzes. Nun sind uns an zwei Stellen Nachrichten von einer Wiederherstellung der Befestigungen von Lissos überliefert. Die eine verdankt die Stadt Julius Caesar, zu dessen Amtsgebiet sie seit 59 v. Chr. gehörte. Er berichtet bell. civ. III 2929), daß er die Stadt für den in Lissos befindlichen conventus civum Romanorum, dem er die Stadt früher zugeteilt hatte, habe befestigen lassen. Eine zweite Wiederherstellung bezeugt eine von Cyriacus von Ancona in Lissos gesehene und überlieferte, jetzt leider verschwundene Bauinschrift30) aus früher Kaiserzeit. Von keiner dieser Restaurierungen konnten wir an den Resten irgend welche sichere Spuren feststellen. Höchstens käme der eine Turm der Südseite (vgl. oben S. 18) in Betracht. Jedenfalls mögen sich diese Nachrichten im wesentlichen nur auf Wiederherstellungen des Oberbaues beziehen. Höchst gering sind die Überreste von antiken Anlagen im Innern der Stadt. Für die Topographie der Stadt wäre allenfalls die schon oben herangezogene Nachricht von den großen Gymnasien am Anaposflusse zu verwerten (vgl. S. 14). Da man dieselben doch innerhalb der Stadt- 27: Turm der Mauer von Lissos. 29) Th. A. Ippen, Skutari S. 58. 3°) CIL III n. 1704; J. W. Kubitschek, Imperium Romanum tributim discriptum S. 235.