98 delle Grazie, das mehrere wertvolle Bilder italienischer Meister besitzt. Am Nordostrande der Insel liegt an den beiden Enden der gabelförmigen Einbuchtung je eine Ortschaft: die Lloydstation Geisa und Verbosco. In jeder ist die Pfarrkirche mit einem Bollwerk umgeben, hinter dem sich die Bewohner, sobald ein türkisches Piratenschiff in Sicht kam; verschanzen konnten. Der volkreichste Ort auf der ganzen Insel ist die Fischerstadt Cittavecchia mit 2500 Einwohnern, die für die Hauptstadt der alten Griechencolonie gilt. Man hat hier ein griechisches Gräberfeld aufgedeckt und Thonfiguren ausgegraben, die denen der Nekropolis von Tanagra gleichen. Nun führt uns der Dampfer in südwestlicher Richtung zur Insel Lissa, von deren Bergen man die Ostküste Italiens erblickt. Lissa zeichnet sich durch sein oceanisches Klima aus, die Temperaturdifferenz zwischen dem wärmsten und kältesten Monat beträgt nur 15° C. Hier gedeiht die empfindliche Palme in zahlreichen schönen Exemplaren, und es reift eine bereits im Alterthum gepriesene Traube. Die Insel enthält zwei grosse Buchten, im Nordosten den Hafen der Stadt Lissa, im Westen jenen von Cotnisa. Die Stadt Lissa, das »Issa.« der Alten, wird schon in illyrischen Zeiten viel genannt und spielte während der römischen Epoche als Flottenstation eine hervorragende Rolle. An diese Vergangenheit erinnern zahlreiche Ruinen von Theaterbauten, Thermen sowie die Überlebensgrosse Marmorstatue des Kaiser Domitian, welche sich jetzt im Wiener Hofmuseum befindet. Bis in die neueste Zeit ist Lissa, welches das »Malta des Adriatischen Meeres« genannt wird, an historischen Ereignissen betheiligt. Im Jahre 1811 wurde hier die französische Flotte von der englischen geschlagen. Am 20. Juli 1866 erkämpfte bei Lissa die österreichische Kriegsmarine unter Tegetthoffs Führung den glänzenden Seesieg über die italienische Flotte. Auf einer kleinen Halbinsel erhebt sich im katholischen Friedhofe der »Löwe von Lissa«, ein den bei jener Seeschlacht gefallenen Helden errichtetes Denkmal. An der Westküste der Insel liegt die kleine Hafenstadt Co-misa, in dessen Umgebung ganze Wälder von Johannisbrotbäumen sich finden. Etwa 9 Kilometer von Co-misa entfernt ragt die kleine Felseninsel Busi aus den Fluten, welche durch ihre Grottenbildungen eine grosse Anziehungskraft auf alle Touristenkreise ausübt. Besonders die an der Nordost-küste im Hintergrund der Valle Ballon sich öffnende »blaue Der Löwe von Lissa.