125 cielle und militärische Bedeutung. Ihre alte Geschichte erzählt uns von einer Seeschlacht im Jahre 665 vor unserer Zeitrechnung und von der wichtigen Rolle, die sie im peloponnesischen Krieg spielte. Vierhundert Jahre hielten die Herren von San Marco diesen Posten, die Hauptstadt der venezianischen Levante, besetzt. Vom Jahre 1809 bis 1863 war Korfu zuerst im Besitze und hierauf in der Verwaltung der Engländer. Seither gehört die Insel zu Griechenland. Heute ist die Stadt Korfu, welche fast 30.000 Einwohner zählt, ein sehr beliebter Winteraufenthalt und eine hervorragende Uebergangsstation von Aegypten nach Europa. Das Klima in Korfu ist milde, sonnig und sehr gleichmässig. Die mittlere Jahrestemperatur beträgt 17‘7° C. Es herrscht allenthalben moderner Comfort und ist auch für sportliche und andere Zerstreuungen bestens gesorgt. Die Vegetation hat den vollen Charakter der Mittelmeerflora. Das Land erzeugt feurigen Wein, vorzügliches Olivenöl, köstliche Feigen, Orangen, Citronen. Die Bevölkerung ist griechischen Stammes, doch mit albanesi-schen und italienischen Elementen vermischt. In den Vorstädten und auf dem Lande findet man fast allgemein noch die malerische Tracht der Albanesen. Von der Citadelle, an deren Thor das Denkmal des venezianischen Generals und Vertheidigers der Stadt gegen die Türken, Grafen Schulenburg, steht, geniesst man einen prächtigen Rundblick. Die Stadt mit ihren engen Gässchen gleicht anderen venezianischen Küstenstädten. Die mit Gartenanlagen versehene Esplanade, Spianata genannt, schmückt ein Erinnerungstempel für Sir Thomas Maitland, den ersten englischen Lord-Obercommissär der Insel, ein Denkmal Capodistrias, des Präsidenten der griechischen Republik, ein Bronzedenkmal und ein Obelisk, beide ebenfalls aus der Zeit der englischen Herrschaft. Hier befindet sich der ehemalige Regierungspalast und der neue Königspalast. Die zumeist noch unter englischer Verwaltung hergestellten Strasssen und Wege auf Korfu gestatten eine Reihe äusserst angenehmer Wagenfahrten und Spaziergänge. Von der Esplanade geht hart am Meere die schöne Via marina nach Kastrades. Auf einem Seitenwege gelangen wir dann an der königlichen Villa Monrepos und ihrem prächtigen Park vorbei zum Menekrates-Denkmal, welches aus altgriechischer Zeit stammt. Auf der Halbinsel Kardakio sind die Ruinen der Akropolis von Korkyra und die Reste eines Aeskulaptempels zu sehen. Auf einer hübschen Strasse durch üppige Gärten und Olivenwäldchen kommen wir zum Aussichtspunkte »El Öanonc«. Bei einem dort befindlichen kleinen Wirtshause geht ein steiler Pfad zum Ufer hinab, wo man ein Boot zur Ueberfahrt nach der kleinen Insel »Pondikonisi« benützt. Dieses Eiland, welches allgemein »die Mausinseh heisst und ein einsames, von schönen Cypressen umgebenes Kloster trägt, diente dem jüngst verstorbenen Meister Böcklin als Sujet für sein berühmtes Gemälde »Die Todteninsel«. Nach der Sage ist diese Insel das versteinerte Phäakenschiff der Odyssee.