94 sich zu einem farbenprächtigen Bilde vereinen. Dies ist der echte unverfälschte Süden, welcher berufen wäre, eine Fremdenstation sondergleichen zu werden. An dieser Stelle sei der prophetischen Worte des allzufrüh verstorbenen Reiseschriftstellers Dr. Noe gedacht: »Wenn einst ein Schienenweg hergestellt sein wird, welcher das Land Dalmatien in unmittelbare Verbindung mit unseren Hauptstädten bringt, dann wird diese Rivièra europäischen Ruf erlangen, und wie im Alterthum Caesaren ihr Italien ver-liessen, um sich an diesem blühenden Ufer zur Ruhe zu setzen, so werden ungezählte Menschen von jenseits der Alpen herüberkommen, um sich hier zu kräftigen und zu gesunden.« Im 15. Jahrhundert, als die Türken sich dieses reichen Küstenstriches zu bemächtigen drohten, wurden die Ländereien an einzelne Adelige unter der Bedingung vertheilt, dass sie am Meere feste und wehrhafte Castelle erbauten. Auf diese Art entstanden mit der Zeit 13 befestigte Burgen, unter deren Schutz sich eben-soviele Dörfer befanden. Heute bestehen nur noch sieben Castelle, daher die Landschaft auch »Rivièra dei sette Castelli« genannt wird. Salona zunächst liegt zwischen Wein- und Obstgärten verborgen Castell Sucurac, daran reiht sich das an seinem hohen Campanile kenntliche Castell Abadessa, Castell Vitturi mit dem gut erhaltenen Palast des Conti Vittari, einer modernen schönen Kirche und den Villen Ambrosini-Cambi, Capogrosso und Kara-man mit prächtigen Gärten, Castell vecchio, Castel nuovo und Castel Stafilco. Hier, nicht weit vön der Kapelle S. Onofrio hat eine croatische Archäologengesellschaft die Mauern der alt-croatischen Königsresidenz Bihaé aufgedeckt. Nachdem wir von Spalato Abschied genommen, gehen wir zumeist an Bord eines Lloydampfers der Linie Triest—Metkovic, welcher uns in bequemer Weise die Bekanntschaft der interessantesten Küstenpunkte und Inseln vermittelt, wenn er auch begreiflicherweise mehr Zeit braucht, als der von Spalato direct nach Gravosa fahrende Eildampfer. Auf der nun folgenden Seefahrt lenken wir unsere Aufmerksamkeit zunächst auf das in östlicher Richtung nach Spalato auf eitler Landzunge gelagerte Dorf Stobreé, die einstige grossgriechische Pflanzstadt Epetion. Von hier bis Almissa reicht das Gebiet der ehemaligen Bauernrepublik Poglizza, die durch acht Jahrhunderte bis zum Beginn der österreichischen Herrschaft ihre politische Selbständigkeit bewahrte und unter ihren frei gewählten Grossgrafen gegen die Türken manche siegreiche Schlacht schlug. Während wir nun der Insel Brazza zusteuern, zeigt sich uns am Festlande das oft erwähnte Mossorgebirge in seiner charakteristischen massigen Form. Wir legen in 5. Pietro an, dem Hauptorte der gebirgigen, schon vor den Römern von Griechen bewohnt gewesenen Insel Brazza. Nach kurzem Aufenthalte geht es wieder zum Festlande zurück, wo wir in Almissa landen.