101 sassen Phönizier und Griechen Handelsfactoreien und seit 1142 gehörte die Insel zur Republik Ragusa. Der Hauptort Babino-polje besitzt ein Statut aus dem Jahre 1345. Auf der Osthälfte der Insel trauern die kahlen Berge um ihren längst vernichteten Waldschmuck, in den Thälern aber umkränzt noch der Oelbaum, die Myrthe und die Cistrose die ärmlichen Wohnstätten und in den Gärten blühen und reifen Mandeln, Granatäpfel, Citronen und Datteln. Wir kommen nun zu jenen drei Inseln, welche seit Plinius unter dem Namen »Elaphiten« oder »Hirschen insein« bekannt sind und den Canal von Calamotta bilden. Infolge ihrer Fruchtbarkeit gehören sie zum wertvollsten Besitze des ragusaischen Gebietes. Die nördlichste dieser Inseln ist Giuppana mit dem Dorfe S. Giorgio an der Ostküste und der von einem massiven Kirchthurme und schlanken Cypressen überragten Ortschaft Lnka an einer gegen Nordwesten sich öffnenden Bucht. Der etwa fünf Kilometer lange Weg zwischen beiden Orten führt durch Weingärten und Olivenhaine, die sich wiederholt zu reizenden Ausblicken öffnen. Die Insel Giuppana kam schon zwischen 1050 und 1080 in den Besitz von Ragusa und zur Blütezeit der Republik wohnte hier ein tüchtiges und wohlhabendes Schiffervolk. Seither ist die Bevölkerung sehr zurückgegangen; man sieht hier und auf den anderen Inseln Ruinen von Wohnstätten, Kirchen und Klöstern. Ein Theil der Bewohner findet gegenwärtig in einer Sardellenfabrik Verdienst. Die zweite der elaphitischen Inseln ist Mezzo, die landschaftlich schönste von allen. Die südlichste und kleinste dieser Inselgruppe ist Calamotta. Der zwischen Mezzo und Calamotta aufragende, mit einem Leuchtthurme versehene Scoglio S. Andrea ist der Schauplatz einer an die Hero- und Leandersage erinnernden ragusaischen Volkslegende. Hinter der Kuppe des unbewohnten Eilandes Ruda erschliesst sich das malerische Bild der Bucht von Mezzo mit der von einem hohen Kirchthurm überragten Ortschaft und einem verfallenen Bollwerk auf der Höhe, das einst die Durchfahrt sperrte. Die Dichter Ragusas besingen Mezzo, das slavische Lopud, wegen seiner Fruchtbarkeit. Der Ort war im Mittelalter eine blühende Stadt, die einträglichen Handel trieb und in der, wie in Curzola, die Goldschmiede die Läden einer ganzen Strasse besetzten. Nachdem wir die Insel Calamotta passiert haben, gemessen wir einen malerischen Rundblick. Vor uns thürmen sich Inseln und Vorgebirge übereinander, den Ausgang des Canals scheinbar abschliessend. Vielfach gebrochen und hintereinandergeschoben schwebt die weisse Strandlinie über der unbeweglichen Meeresflut, in der sich die zackigen Gebirgskanten spiegeln. Immer neue Berghäupter steigen dahinter auf und neue Felsencoulissen schieben sich auf die Scene. Die Inseln wenden uns ihre rauhe Ostseite zu, bedeckt mit Buschwald, über den sich stolz und ernst Cypressen erheben; auf dem Festlande aber verrathen die schönen Oelgärten von Brecina, der prächtige